H&M on the road ....

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Argentinien – durch fabelhafte Landschaften und 7 Klimazonen


Was darf als Österreicher bei einer Reise durch Argentinien nicht fehlen?
Richtig, Cordoba! 1978 - das Stück Sportgeschichte, an welches wir Ösis noch immer so hängen, obwohl es schon mehr als 30 Jahre her ist:
Und jetzt kann Sara sich noch einen aussichtslos scheinenden Ball einholen, Pass nach links herüber, es gibt Beifall für ihn, da komm Krankl, vorbei diesmal an seinem […] Bewacher, ist im Strafraum – Schuss … Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor! I wer' narrisch! Krankl schießt ein – 3:2 für Österreich! Meine Damen und Herren, wir fallen uns um den Hals; der Kollege Rippel, der Diplom-Ingenieur Posch – wir busseln uns ab. 3:2 für Österreich durch ein großartiges Tor unseres Krankl. Er hat olles überspielt, meine Damen und Herren. Und warten S' noch a bisserl, warten S' no a bisserl; dann können wir uns vielleicht ein Vierterl genehmigen. Also das, das musst miterlebt haben. Jetz bin i aufgstanden, alle Südamerikaner mit ihren Toros(?). I glaub jetzt hammas gschlagn! Angriff aber der Deutschen, aufpassen, wieder Kopfabwehr. Das Leder kommt hinüber nach links zu Pezzey – Pezzey, aber Burschen jetzt follts net um hinten, bleibts aufrecht stehn. Noch zwei Minuten, das Leder wieder bei Österreich, noch wolln ma nichts verschreien. Jetzt kommt die Flanke in unsern Strafraum und da Kreuz hot scho wieder abgewehrt!
Die Deutschen ham alles nach vorn beordert. Eine Möglichkeit der Deutschen! Und!? Daneeeeben! Also der Abraaamczik – obbusseln möcht' i den Abramczik dafür. Jetzt hat er uns g'hooolfn. Allein vor dem Tor stehend. Der braaave Abramczik hot daneben gschossn. Der Orme wird si' ärgern. Noch 30 Sekunden. 3:2 für Österreich. Nach 47 Jahren meine Damen und Herren liegt eine österreichische Nationalmannschaft, aber wos für ane, eine Weltklassemannschaft, die da heute spielt, gegen die Bundesrepublik mit 3:2 in Führung. Und jetzt trau i mi scho gar net mehr hinschauen. Aussigschossen ins Out. Schiedsrichter Klein aus Israel, ein ganz hervorragender Schiedsrichter, er hat es nicht leicht heut ghabt, aber hat bis jetzt klass gepfiffen. 45. Minute, noch einmal Deutschland am Ball und Prohaska haut den Ball ins Out.“
Aber Cordoba hat mehr zu bieten als nur ein Fußballstadion. Als zweitgrößte Stadt des Landes, ist sie gleichzeitig die größte Talentschmiede Argentiniens. Nicht weniger als 8 Universitäten beheimatet die Stadt. Mit den vielen gut erhaltenen, historischen Gebäude aus der Zeit der spanischen Herrschaft, machte es Spaß die Stadt zu erkunden.

Trotz allem ist Argentiniens Landschaft viel zu schön um in deren Städte zu verweilen. So machten wir uns auf den Weg zu einem 2-Tagesausflug ins 4 Stunden entfernte La Cumbre in die Central Sierras, um die dortigen Mountainbike'strecken' unsicher zu machen.
In diesem verschlafenen Nest hatten wir ein echt aufregendes Appartement mit einem riesigen, ungepflegten Garten und eine noch aufregendere Abschiedsnacht mit einem Orkan. Um 2h morgens mussten wir sämtlichen Töpfen aus der Küche an den verschiedensten Stellen unseres Schlafzimmer stellen, weil das Dach undicht war. Unter der Eingangstür schwappte Wasser hindurch, welches wir vergebens mit Handtücher aufhalten wollten.
Am nächsten Morgen zeigte sich das Wetter wieder von der besten Seite, als wenn nie etwas passiert wäre. Nur die vielen abgedeckten Dächer an den Häusern, sowie andere Schäden an manchen Gebäude waren Zeugen des schweren Unwetters.

Ein weiterer Tagesausflug von Cordoba war die nahe Kleinstadt Alta Gracia. Ein wichtiger Pilgerort für jedermann. Wer, so wie wir, nicht hinfährt, um der Marienerscheinung von Lourdes zu gedenken, pilgert in diese Stadt um das Haus (und gleichzeitig Museum) zu besichtigen, wo Che Guevara aufgewachsen ist.
Nach dem Besuch dieses Museums und einer gründlichen Recherche im WorldWideWeb hat sich unsere Meinung von Ernesto Guevara de la Serna etwas geändert.
In Europa wird er als Revolutionär und Symbol der Freiheit verehrt, aber es ist so wie seine Tochter sagte: Trotz des Status eines Popstars (das Che-Foto ist das meist abgebildete Portrait der Welt), kennen wir den charismatischen Freund von Fidel Castro und Hugo Chavez eigentlich viel zu wenig.
Aber eines möchten wir hier in Europa auf keinem Fall! Seine, zum Scheitern verurteilte, kubanische Revolution, die er mit Gewalt in anderen Ländern (Kongo, Bolivien) verbreiten wollte.


Weiter ging es nach Mendoza, von wo wieder einige Ausflüge am Programm standen. Neben einer traumhaften Andenbergwanderung in Uspalatta und in der unmittelbaren Nachbarschaft vom Cerro Acangacua (6963m, somit der höchste Berg außerhalb Asiens), besuchten wir die weniger spektakuläre Weinregion Maipu/Mendoza um die verschiedensten Malbec's zu verkosten.
Nun ja, Musik und Wein gehören nicht zu den Stärken von Argentinien.


Nach den 4 Tagen in Mendoza freuten wir uns schon riesig auf die Kleinstadt Bariloche, welche in Patagonien und knapp zur chilenischen Grenze liegt. Im landschaftlich wirklich abwechslungsreichen und schönen Argentinien gehört Patagonien definitiv zu den Highlights und bereits die Anfahrt war eine Augenweide. Während in den nördlichen, argentinischen Anden die Berge karg und in verschiedensten Rottönen schimmern, sind die Berge in Patagonien sehr 'österreichisch'. Bewaldet, die Gipfel schneebedeckt, viel Wasser und die Trekkingpfade überraschend gut gekennzeichnet. Bei den bisherigen Bergeroberungen mussten wir uns stets den Weg zu den Gipfelkreuzen selbst auswählen und das 'für und wider' abschätzen, ob man rechts oder links weitergeht. Aber in Bariloche war das ganz anders. Rote Punkte ließ uns keine Zweifel, dass wir richtig waren. Vielleicht wollten die dortigen Berghüttenwirte sicher gehen, dass man sie findet.


Generell ist die Gegend sehr schweizerisch angehaucht. Überall Holz-Steinhäuser, Schokolademanufakturen wie Sand am Meer, die Berge und sogar ein kleiner Ort wurde 'Colonia Suiza' getauft.
Aber vor allem kann man sich hier in jeder nur erdenklichen Outdooraktivität vergnügen. Somit stürmten wir täglich einen Gipfel und genossen einmal mehr das atemberaubende Panorama oder liehen uns Mountainbikes und trotzten Wind und Wetter. Zum Glück kamen wir nur einmal bis zu Haut (außer unterhalb der Regenjacke) durchnässt in unserem Hostel an.

Da uns die Gegend wirklich gut gefiel, das Hostel so gemütlich war und die Mitbewohner ebendieses sehr nett waren, blieben wir gleich eine Woche dort.










Mit einem Nachtbus ging es danach direkt zurück nach Buenos Aires, welches mal wieder eine Überraschung für uns parat hatte.

Am Hafen war ein Brand mit giftigen Chemikalien ausgebrochen und die Nebelschwaden (und fürchterlicher Gestank) zog über die Stadt. Der Hafen, der Bus- und Zugbahnhof, die U-Bahn und die 3 angrenzenden Stadtteile wurden evakuiert, als wir mit unserem Bus ankamen. Da hier komplettes Chaos herrschte, steuerten wir erst mal eine Cafeteria mit Fernseher an, um die Lage zu checken. Es war etwas eigenartig, wie man in den permanenten Livenachrichten zusehen konnte, wie 100m entfernt alles abgeriegelt wurde und man stets hingewiesen wurde Türen und Fenster zu schließen. Trotz allem wagten wir uns wieder raus auf die Straße um irgendeinen Bus zu ergattern, der in unsere Zielrichtung fuhr.
Endlich erreichten wir unsere Herberge, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ein Gewitter bereits den Strom in Buenos Aires lahmgelegt. Und wie bereits bei unserem ersten Aufenthalt in BA dauerte dieser Stromausfall wieder 'nur' 10 Stunden.

Da wir noch etwas Zeit hatten, kamen wir auf die Idee, einen Kurztrip für 5 Tage, per Fähre, nach Uruguay zu unternehmen.


Hardfacts:
Einwohner: 128. Platz (3,5 Mio.)
Größe: 89. Platz
Hauptstadt: Montevideo
BIP: 77. Platz
BIP/Kopf: 49. Platz
Lebenserwartung: 76,2 Jahre
Regierungsform: Präsedialrepublik
Religion: 74% Kath., 2% Protestanten, 2% Juden, 22% nichts bzw. unbedeutende Religionen
Nachbarländer: Argentinien und Brasilien
Nationalsport: Fußball
Rekorde: 1. Fußballweltmeister 1930 (ein zweites Mal 1950), meister Mateteekonsum/Einw.
Komisch: Duelle sind legal, wenn beide Teilnehmer Blutspender sind

Nun ja, 2 Tage hätten auch gereicht. Außer der überraschend netten Hauptstadt Montevideo und dem niedlichen Colonial del Sacramento gehört das Land nicht unbedingt zu einem 'must-see'.
Was auf alle Fälle erwähnenswert ist, sind die lecker gegrillten, blutigen Rindersteaks, die sogar die argentinischen übertroffen haben – und das heißt schon mal was und dass ein Weihnachtsmarkt bei 35°C nicht lustig ist!

Zu guter Letzt fanden wir uns zum dritten Mal in Buenos Aires wieder, aber wir sind ja gerne dort. Es ist immer irgendetwas los... dieses Mal marschierte eine neugegründete Partei mit ihren 50 Anhänger zum Regierungsviertel und für die 'never-ending-story' Falklandinseln* gab es auch einen Aufmarsch.
Unglaublich war die abendliche Feier der Fans der Boca Juniors (Fußballklub), wo am 12.12.12. über hunderttausend Menschen ihren Verein als 12. Mann feierten und dabei die ganze Stadt lahmlegten...verrückt!

* seit 1833 beansprucht Argentinien die Inseln, auf allen argentinischen Landkarten werden sie als argentinische Islas Malvinas abgedruckt und in der Schule lernen die Kinder, dass sie zu Argentinien gehören. Aber sie sind nun mal britischer Grund und Boden.
Interessant wäre die Begründung der Behörde an Argentinier, die auf 'ihren' Inseln urlauben wollen und bei der Einreise ein Visa benötigen ;)


  'Hasta luego' aus Brasilien







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