H&M on the road ....

Mittwoch, 20. März 2013

Kolumbien – zu Besuch bei den Kaffeebauern



Endlich konnten wir die abgeschnittene Stadt Popayan mit dem Flugzeug Richtung Norden verlassen und über die nervigen Blockaden hinwegfliegen. 2 Tage später war dann der Spuk vorbei. Mit 800 Mio. Dollar Subventionen nur für das Jahr 2013 kaufte die Regierung die Straßen frei und der Kaffeestreik war Geschichte.
Nichtsdestotrotz waren wir zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg in die sogenannte Kaffeezone. Genauer gesagt nach Salento. Ein kleines Bergdorf mitten im Herzen der Kaffeeprovinz.


Die Fahrt dorthin widerspiegelte eine typisch kolumbianische Busfahrt. Ein Busfahrer mit Holzbeinen schaffte es trotz riskanter Überholmanöver nicht in der anvisierten Zeit anzukommen.
In den bisherigen Ländern Südamerikas wurden wir anscheinend etwas von den Bus- und Straßenbauunternehmen verwöhnt. Obwohl Kolumbien Mitglied in der IIRSA ist, eine Gemeinschaft einiger südamerikanischer Länder mit dem gemeinsamen Ziel (und brasilianischem Geld) die Verkehrsinfrastruktur bis 2030 perfekt für Gütertransport auszubauen, dürften bei den Investitionen bisher andere Prioritäten gesetzt  worden sein. Ab 2030 können dann problemlos Rohstoffe sämtlicher Länder schnell zu den Atlantik- und Pazifikhäfen gekarrt werden, um den europäischen und vor allem asiatischen Hunger nach Rohstoffen schneller stillen zu können.


So hat halt Kolumbien die Straßen die es hat. Wenn da, dann holprig, wenn nicht da, dann noch holpriger. Da fühlten sich die 40km/h wie 140 an und bei jedem der vielen unübersichtlichen Überholmanöver ging man beinahe in die Notlandehaltung beim Fliegen und dankte nach Beendigung des Überholvorgangs wen auch immer, dass man noch am Leben war. Es war unmöglich ein Buch zu lesen weil man stets die Zeile verlor, etwas zu essen weil man den Mund nicht traf oder zu schlafen weil man entweder vom Sitz rutschte oder vor Angst kein Auge zumachen konnte. Das zweite Übel sind die Rennfahrer die man hier Buschauffeure nennt. Es gibt nur Vollgas, Vollbremsung und sanfter Umgang mit der Kupplung ist ein Fremdwort. Und das dritte Übel sind die Flotten der Busunternehmen. Das Lateinamerikaner nicht die Allergrößten sind ist jedem bekannt, jedoch sind sogar die Zwergerlsitze für die Einheimischen zu klein. Allerdings bringt man so mehr Fahrgäste legal in die Karosse. Da klemmt man dann für mehrere Stunden in maximal zwei variablen Positionen....
Trotz allem haben wir bis jetzt alle Fahrten (mit Haltungsschaden) überlebt.

In Salento hatten wir eine wunderbare Zeit. Unsere Herberge war inmitten des Kaffeeanbaugebietes mit einer fabelhaften Aussicht. Neben dem Kaffee wuchs dort alles was das Herz begehrte: Bananen, Ananas, Avocados, Lulos, Guayabenas, Guaven, und noch mehr.





Natürlich bekamen wir eine ausführliche Einschulung in die Theorie, den Anbau, der Ernte, der gesamten Verarbeitung inkl. traditioneller Röstung und dem Genuss von unserem Lieblingsgetränk. 'Versehentlich' wanderten einige der besten Bohnen der Welt (Bourbon-Arabica) in unsere Taschen, um den Anbau in der Alpenrepublik zu testen. Zufrieden mit dem Wissen und der Beute wollten wir  die faszinierende Landschaft etwas genauer unter die Lupe nehmen. Mit Mountainbikes fuhren und verfuhren wir einen beachtlichen Teil rund um Salento ab. Immer mitten durch die Kaffeeplantagen.

In der Nähe von unserer Basis befand sich der Nationalpark Valle de Cocora mit seinen unendlich hohen Wachspalmen. Ein Jeep brachte uns mittels Außenstehplatz zu unserem Ziel. Der dortige Wanderweg führte uns mitten durch diese Palmenwälder und man verrenkte sich dabei beinahe die Hälse, während man über den Pfad stolperte.





Da Salento zu den schönsten Dörfern in der Kaffeezone zählte, konnte der nächste Stopp diese nicht wirklich toppen. Die Großstadt Manizales war nach der Ruhe einfach zu hektisch. 2500000  Menschen kleben mit ihren Häusern in den Hängen zweier hoher Berge. Das bisschen Ebene teilen sich Kirchen, Shopping Malls und Geschäftsbüros. Das vielleicht Interessanteste in Manizales ist ein Verkehrsmittel, dass wir Österreicher nur zu gut kennen: Gondeln. Neben Busse und Taxis gibt es im öffentlichen Verkehrsnetz auch 3 Gondeln.
Nach verkürztem Aufenthalt machten wir uns schleunigst auf den Weg nach Honda um dort ein paar chillige Tage in der hässlichen Kleinstadt zu verbringen. Einzig der kleine aber feine historische Stadtteil machte den Zwischenstopp zu einem Lohnenden. Allerdings kannte man innerhalb einer Stunde schon jedes einzelne Gebäude. So blieb uns nicht anderes übrig, als am großen Hotelpool die Zeit totzuschlagen.

Perfekt relaxt und ausgeschlafen führte uns die nächste beklemmende Busfahrt in die riesige Hauptstadt des Landes. In Bogota herrschte eine Hektik vergleichbar mit Buenos Aires oder Sao Paulo und man konnte meinen, täglich jeden einzelnen der 6,8 Millionen Einwohner zu Gesicht zu bekommen. Überfüllte Busse, überfüllte Straßen, überfüllte Geschäfte, überfüllte Restaurants, überfüllte Stadtplätze und überfüllte Gehsteige – einfach überall Menschen.
Trotz allem hatte die Stadt etwas sympathisches. Vor allem das historische La Candelaria und die moderne Zona Rosa schlossen wir sofort ins Herz.
In Bogota begann auch der letzte Abschnitt unserer Reise. Bevor allerdings unser mittlerweile gebuchter Flug in die Heimat auf die Startbahn rollt, wird noch einmal ausgiebig der Norden des Landes zusammen mit unserer Familie Monika, Hermann, Gitti und Walter unsicher gemacht. 


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