Endlich konnten wir die abgeschnittene Stadt Popayan mit dem Flugzeug Richtung Norden verlassen und über die nervigen Blockaden hinwegfliegen. 2 Tage später war dann der Spuk vorbei. Mit 800 Mio. Dollar Subventionen nur für das Jahr 2013 kaufte die Regierung die Straßen frei und der Kaffeestreik war Geschichte.
Nichtsdestotrotz waren wir zu diesem Zeitpunkt
bereits auf dem Weg in die sogenannte Kaffeezone. Genauer gesagt nach Salento.
Ein kleines Bergdorf mitten im Herzen der Kaffeeprovinz.
Die Fahrt dorthin widerspiegelte eine typisch
kolumbianische Busfahrt. Ein Busfahrer mit Holzbeinen schaffte es trotz
riskanter Überholmanöver nicht in der anvisierten Zeit anzukommen.
In den bisherigen Ländern Südamerikas wurden
wir anscheinend etwas von den Bus- und Straßenbauunternehmen verwöhnt. Obwohl
Kolumbien Mitglied in der IIRSA ist, eine Gemeinschaft einiger
südamerikanischer Länder mit dem gemeinsamen Ziel (und brasilianischem Geld)
die Verkehrsinfrastruktur bis 2030 perfekt für Gütertransport auszubauen,
dürften bei den Investitionen bisher andere Prioritäten gesetzt worden sein. Ab 2030 können dann problemlos
Rohstoffe sämtlicher Länder schnell zu den Atlantik- und Pazifikhäfen gekarrt
werden, um den europäischen und vor allem asiatischen Hunger nach Rohstoffen
schneller stillen zu können.
So hat halt Kolumbien die Straßen die es hat.
Wenn da, dann holprig, wenn nicht da, dann noch holpriger. Da fühlten sich die
40km/h wie 140 an und bei jedem der vielen unübersichtlichen Überholmanöver
ging man beinahe in die Notlandehaltung beim Fliegen und dankte nach Beendigung
des Überholvorgangs wen auch immer, dass man noch am Leben war. Es war
unmöglich ein Buch zu lesen weil man stets die Zeile verlor, etwas zu essen
weil man den Mund nicht traf oder zu schlafen weil man entweder vom Sitz
rutschte oder vor Angst kein Auge zumachen konnte. Das zweite Übel sind die
Rennfahrer die man hier Buschauffeure nennt. Es gibt nur Vollgas, Vollbremsung
und sanfter Umgang mit der Kupplung ist ein Fremdwort. Und das dritte Übel sind
die Flotten der Busunternehmen. Das Lateinamerikaner nicht die Allergrößten
sind ist jedem bekannt, jedoch sind sogar die Zwergerlsitze für die
Einheimischen zu klein. Allerdings bringt man so mehr Fahrgäste legal in die
Karosse. Da klemmt man dann für mehrere Stunden in maximal zwei variablen
Positionen....
Trotz allem haben wir bis jetzt alle Fahrten
(mit Haltungsschaden) überlebt.
Natürlich bekamen wir eine ausführliche
Einschulung in die Theorie, den Anbau, der Ernte, der gesamten Verarbeitung
inkl. traditioneller Röstung und dem Genuss von unserem Lieblingsgetränk.
'Versehentlich' wanderten einige der besten Bohnen der Welt (Bourbon-Arabica)
in unsere Taschen, um den Anbau in der Alpenrepublik zu testen. Zufrieden mit
dem Wissen und der Beute wollten wir die
faszinierende Landschaft etwas genauer unter die Lupe nehmen. Mit Mountainbikes
fuhren und verfuhren wir einen beachtlichen Teil rund um Salento ab. Immer
mitten durch die Kaffeeplantagen.
In der Nähe von unserer Basis befand sich der
Nationalpark Valle de Cocora mit seinen unendlich hohen Wachspalmen. Ein Jeep
brachte uns mittels Außenstehplatz zu unserem Ziel. Der dortige Wanderweg
führte uns mitten durch diese Palmenwälder und man verrenkte sich dabei beinahe
die Hälse, während man über den Pfad stolperte.
Nach verkürztem Aufenthalt machten wir uns schleunigst auf den Weg nach Honda um dort ein paar chillige Tage in der hässlichen Kleinstadt zu verbringen. Einzig der kleine aber feine historische Stadtteil machte den Zwischenstopp zu einem Lohnenden. Allerdings kannte man innerhalb einer Stunde schon jedes einzelne Gebäude. So blieb uns nicht anderes übrig, als am großen Hotelpool die Zeit totzuschlagen.
Trotz allem hatte die Stadt etwas
sympathisches. Vor allem das historische La Candelaria und die moderne Zona
Rosa schlossen wir sofort ins Herz.
In Bogota begann auch der letzte Abschnitt
unserer Reise. Bevor allerdings unser mittlerweile gebuchter Flug in die Heimat
auf die Startbahn rollt, wird noch einmal ausgiebig der Norden des Landes
zusammen mit unserer Familie Monika, Hermann, Gitti und Walter unsicher
gemacht.
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