Hardfacts:
Einwohner: 28. Platz (46,4
Mio.)
Größe: 25. Platz (so groß
wie Portugal, Spanien und Frankreich)
Hauptstadt:
Bogota
BIP: 33.
Platz
BIP/Kopf: 76. Platz
Lebenserwartung: 73,4 Jahre
Regierungsform:
Präsidialrepublik
Religion: 90% Christen, 8%
Protestanten, 2% Atheisten
Nachbarländer: Panama,
Venezuela, Brasilien, Peru und Ecuador
Nationalsport:
Fußball und Radsport
Bekannte
Persönlichkeiten: Simon Bolivar, Pablo Escobar
(berüchtigster Drogenbaron), Carlos Valderrama
Rekorde: weltgrößter
Kokainproduzent, kleinster Mann der Welt (70cm)
Kurios: keine
Straße –>kein Sex – die Frauen wissen sich zu helfen; das
Land ist nach Christoph Kolumbus benannt, obwohl er es weder entdeckt
hat noch einen Fuß drauf setzte;

Wenn Kolumbianer über Land und Leute ihrer Heimat erzählen, das tun
sie sehr gerne (und lange), erfährt man so einiges. Meist geht es um
die Vorzüge der wirklich abwechslungsreichen Landschaften, wie man
zu diesen kommt, ansonsten erläutern sie die Situation von
Wirtschaft, Politik oder Korruption und das stets mit einer Brise
Humor.
Wenn man im Duden das Wort 'sympathisch' nachschlägt, wird
wahrscheinlich ein(e) KolumbianerIn abgebildet sein.
Dank des Präsidenten, der das Land mit eiserner Hand regiert, ist
die Sicherheit kein Thema mehr. Mit Ausnahme des Südens und des
Nordosten hat man die paramilitärische FARC zurückgedrängt,
dezimiert und unter 'Kontrolle'.
Das war nicht immer so. In der Geschichte des Landes wurde viel Blut
vergossen.
Von den Unabhängigkeitskämpfen angeführt von Simon Bolivar, über
mehrere Bürgerkriege bis hin zu den Drogenkriegen.
Bei der Thematik Kokain steht man ziemlich in der Zwickmühle. Die
USA, wo 90% des jährlichen Outputs weggeschnupft werden, übt viel
Druck auf die Regierung aus, um den Anbau zu unterbinden. Viele
US-Dollars, eine Militärausbildung und jede Menge
'Anti-Coca-Pestizide' kommen aus den Staaten. Allerdings hängen auch
Unmengen an Arbeitsplätze direkt und indirekt an diesem Gewerbe. 410
Tonnen werden jährlich angebaut, geerntet, aufbereitet,
transportiert, geschmuggelt und verkauft.
Neben der Kokainproduktion spielt die Nahrungsmittel- und
Textilindustrie eine große Rolle. Auch Dank vieler Rohstoffe wie
Smaragde, Kohle, Erdöl und Nickel wächst die robuste kolumbianische
Wirtschaft kontinuierlich Jahr für Jahr. Das hat auch mittlerweile
die EU erkannt und hat mit dem Land ein Freihandelsabkommen im
Dezember 2012 unterzeichnet.

Bei den Dingen die man bis 60 erledigen sollte, können wir einen
Punkt mehr abhaken.
Eine Grenze zu Fuß überqueren. In unserem Fall war es die
Grenzbrücke Ecuador – Kolumbien. Bis auf ein paar Beamte waren wir
komplett allein. Ebenso bei der freundlichen Grenzbeamtin. Ebenso
bei der Fahrt in das nächste Dorf. Erst bei der Busfahrt in die
nächstgrößere Stadt, gesellten sich ein paar Kolumbianer und 2
Kanadier dazu.
In der verschlafenen Andenstadt Pasto gab es noch nicht so viel zu
tun, außer einer verregneten Stipvisite der Laguna de la Cocha auf
3000m Höhe.

In der wunderschönen Kolonialstadt Popayan war das schon etwas
anderes. Natürlich stand eine ausgiebige Stadtbesichtigung inklusive
Verkostung des ganzen Stolzes Kolumbiens auf dem Programm. Nein nicht
Kokain! Kaffee – die besten und hochwertigsten Bohnen der Welt
wachsen in Kolumbien. Begünstigt durch die Höhe und Nähe zum
Äquator gedeihen hier wahre Wunderbohnen. Der einzige Wermutstropfen
ist, dass das Beste vom Besten exportiert wird und es manchmal
durchaus schwierig ist, einen leckeren Espresso zu finden.
Wie bei uns Himbeersträucher hat jeder am Land seine eigenen
Kaffeesträucher im Garten und der servierte Frühstückskaffee ist
dann ein wahrer Hochgenuss. Die Kunst des Kaffeeröstens über
offenen Feuer konnten wir bereits erlernen.

Von Popayan aus unternahmen wir, nur mit den kleinen Rucksäcken
bestückt, eine 6-Tagestour um die historischen Ausgrabungen rund um
die Dörfer San Augustin, Tierradentro und die nicht historische
Desierto de la Tatacoa zu besichtigen.
In den Gegenden um San Augustin und Tierradentro lebten ab dem 6
Jahrhundert v. Chr. bis zur Ankunft der Spanier eine mysteriöse
Ackerbaukultur von denen eigentlich so gut wie nichts bekannt ist bis
auf den hoch entwickelten Totenkult.
Zahlreiche Schachtgräber die über 5 Meter in die Felsen getrieben
wurden dienten zur Aufbewahrung der Urnen. Zahlreichen monumentalen
Steinskulpturen mit Götter- und Dämonendarstellungen standen in
unmittelbarer Nähe zu den jeweiligen Ausgrabungen. Nachdem wir im
Museum begutachten konnten, mit welchem primitiven Steinwerkzeug die
Grabhöhlen in den Fels gegraben wurden, konnten wir uns in etwa
vorstellen wie lange man da arbeitet.
Da die Ausgrabungsstätten in San Augustin sehr weit auseinander
langen, sahen wir uns um ein geeignetes Fortbewegungsmittel um. Kurze
Zeit später saßen wir schon jeder auf einem Pferd und jagten über
Stock und Stein durch die atemberaubende Gegend. Oft konnte man nicht
sagen, wer mit wem ritt, denn die Pferde taten nicht immer was man
ihnen befahl.
Mit unserem fachkundigen Führer und Pferdezüchter Juan verbrachten
wir einige interessante Stunden im Nirgendwo. Neben der mysteriösen
Kultur erfuhren wir noch so einiges über den Kaffeeanbau und den
Kaffeebauern, von denen eine Vielzahl vor einigen Jahren noch
Cocabauern waren.
In Tierradentro konnten wir keine Pferde chartern, denn der 14km
lange Rundweg, war teilweise so steil, dass man zu Fuß gehen musste.
Auf dem Alto de Aguacate, dem höchsten Punkt des Weges mit den
höchsten Ausgrabungen, hatte man einen fabelhaften Rundblick auf die
umliegenden Andendörfer.
In den beiden Unterkünften bekamen wir stets den Frühstückkaffee
mit Bohnen aus dem eigenen Garten traditionell aufgebrüht. Falls
eines Tages die Kaffeevollautomaten Kolumbien erobern, dann würde
man nie wieder etwas anderes trinken wollen.
Die kleine Tatacoa Wüste ist eigentlich gar keine Wüste.
Wissenschaftlich gesehen ist es ein tropischer Trockenwald mit
geringem Niederschlag. Sie erinnerte uns sehr an das australische
Outback. Die rot-leuchtende Canyonlandschaft mit den Kakteen, mit der
absoluten Stille und dem nächtlichen beeindruckenden Sternenhimmel.
Die Sterne wirkten zum Greifen nahe.
Nach einer schweißtreibenden Wanderung zu natürlichen Quellen,
konnte man sich mit Cerveza oder einem Sprung ins Nass abkühlen.
Oder wie wir mit beidem gleichzeitig.

Schließlich und endlich ging es nach der Woche wieder zurück nach
Popayan um unser restliches Gepäck zu holen. Auf der Busfahrt
dorthin schwante uns schön Böses. Die Bestätigung erhielten wir
bereits am Busbahnhof von Popayan. Sämtliche Verbindungen in den
Norden waren mittels Straßensperren blockiert. Insgesamt mehr als 20
Blockaden waren/sind im ganzen Land verteilt. Verantwortlich für
diese sind die hiesigen Kaffeebauern, die mit der aktuellen Lage des
niedrigen Weltmarktpreises für ihr Produkt und der geringen Anhebung
der Subventionen seitens der kolumbianischen Regierung nicht
zufrieden waren/sind. Da die Regierung auf die utopischen Forderungen
nicht eingehen wolle, dachten sich die Protagonisten: 'die Ernte ist
vorbei, wir haben Zeit – streiken wir einfach mal'!

Nun darf man sich einen Streik in Kolumbien nicht wie einen in Europa
vorstellen. Normalerweise legt die betroffene Interessengemeinschaft
die Arbeit für eine bestimmte oder unbestimmte Periode nieder, um
aufzuzeigen wie wichtig man für die Allgemeinheit ist. Da
wahrscheinlich eine streikende Kaffeebranche niemanden auf der Welt
interessiert (Ecuador exportiert auch guten Kaffee, sogar nach
Kolumbien), musste man sich etwas Besonderes einfallen lassen damit
man die Aufmerksamkeit aller darauf lenken würde. Und sie waren
extrem erfolgreich.
So installierte man seit Ende Februar an strategischen
Verkehrsknotenpunkten Straßenblockaden, um den Verkehr im Land
komplett lahm zu legen. Nun, das ist nicht wirklich schwer, denn es
gibt nur 1½ Nord-Süd-Verbindungen.
Eine beispiellose Aktion, die das Land in Zukunft sicher öfters
erleben wird. Denn jede kleine Gruppierung weiß nun wie man
Aufmerksamkeit erregt und seine Forderungen erpressen kann, oder auch nicht.
In unserer Stadt Popayan wurde die Situation schnell zum regionalen
Problem. Zum einen kamen wir und andere nicht weg und andere, wie
beispielsweise Transporte, nicht her. So war innerhalb kürzester
Zeit kein Treibstoff, Obst und Gemüse, Milch, große Wassergebinde
und vieles mehr nicht mehr verfügbar.
Der gesamtwirtschaftliche Schaden wurde noch nicht beziffert, dürfte
aber beträchtlich sein. Neben den großen Unternehmen traf es vor
allem viele Kleinbauern, denen die Ware im LKW verfaulte.
Da half nach einer Woche (nur Mountainbiken wird auch langweilig) nur mehr die teure Flucht mit
dem Flugzeug in die Hauptstadt Bogota um zu sehen, wohin man ohne
Probleme weiterreisen konnte.