H&M on the road ....

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Argentinien – durch fabelhafte Landschaften und 7 Klimazonen


Was darf als Österreicher bei einer Reise durch Argentinien nicht fehlen?
Richtig, Cordoba! 1978 - das Stück Sportgeschichte, an welches wir Ösis noch immer so hängen, obwohl es schon mehr als 30 Jahre her ist:
Und jetzt kann Sara sich noch einen aussichtslos scheinenden Ball einholen, Pass nach links herüber, es gibt Beifall für ihn, da komm Krankl, vorbei diesmal an seinem […] Bewacher, ist im Strafraum – Schuss … Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor! I wer' narrisch! Krankl schießt ein – 3:2 für Österreich! Meine Damen und Herren, wir fallen uns um den Hals; der Kollege Rippel, der Diplom-Ingenieur Posch – wir busseln uns ab. 3:2 für Österreich durch ein großartiges Tor unseres Krankl. Er hat olles überspielt, meine Damen und Herren. Und warten S' noch a bisserl, warten S' no a bisserl; dann können wir uns vielleicht ein Vierterl genehmigen. Also das, das musst miterlebt haben. Jetz bin i aufgstanden, alle Südamerikaner mit ihren Toros(?). I glaub jetzt hammas gschlagn! Angriff aber der Deutschen, aufpassen, wieder Kopfabwehr. Das Leder kommt hinüber nach links zu Pezzey – Pezzey, aber Burschen jetzt follts net um hinten, bleibts aufrecht stehn. Noch zwei Minuten, das Leder wieder bei Österreich, noch wolln ma nichts verschreien. Jetzt kommt die Flanke in unsern Strafraum und da Kreuz hot scho wieder abgewehrt!
Die Deutschen ham alles nach vorn beordert. Eine Möglichkeit der Deutschen! Und!? Daneeeeben! Also der Abraaamczik – obbusseln möcht' i den Abramczik dafür. Jetzt hat er uns g'hooolfn. Allein vor dem Tor stehend. Der braaave Abramczik hot daneben gschossn. Der Orme wird si' ärgern. Noch 30 Sekunden. 3:2 für Österreich. Nach 47 Jahren meine Damen und Herren liegt eine österreichische Nationalmannschaft, aber wos für ane, eine Weltklassemannschaft, die da heute spielt, gegen die Bundesrepublik mit 3:2 in Führung. Und jetzt trau i mi scho gar net mehr hinschauen. Aussigschossen ins Out. Schiedsrichter Klein aus Israel, ein ganz hervorragender Schiedsrichter, er hat es nicht leicht heut ghabt, aber hat bis jetzt klass gepfiffen. 45. Minute, noch einmal Deutschland am Ball und Prohaska haut den Ball ins Out.“
Aber Cordoba hat mehr zu bieten als nur ein Fußballstadion. Als zweitgrößte Stadt des Landes, ist sie gleichzeitig die größte Talentschmiede Argentiniens. Nicht weniger als 8 Universitäten beheimatet die Stadt. Mit den vielen gut erhaltenen, historischen Gebäude aus der Zeit der spanischen Herrschaft, machte es Spaß die Stadt zu erkunden.

Trotz allem ist Argentiniens Landschaft viel zu schön um in deren Städte zu verweilen. So machten wir uns auf den Weg zu einem 2-Tagesausflug ins 4 Stunden entfernte La Cumbre in die Central Sierras, um die dortigen Mountainbike'strecken' unsicher zu machen.
In diesem verschlafenen Nest hatten wir ein echt aufregendes Appartement mit einem riesigen, ungepflegten Garten und eine noch aufregendere Abschiedsnacht mit einem Orkan. Um 2h morgens mussten wir sämtlichen Töpfen aus der Küche an den verschiedensten Stellen unseres Schlafzimmer stellen, weil das Dach undicht war. Unter der Eingangstür schwappte Wasser hindurch, welches wir vergebens mit Handtücher aufhalten wollten.
Am nächsten Morgen zeigte sich das Wetter wieder von der besten Seite, als wenn nie etwas passiert wäre. Nur die vielen abgedeckten Dächer an den Häusern, sowie andere Schäden an manchen Gebäude waren Zeugen des schweren Unwetters.

Ein weiterer Tagesausflug von Cordoba war die nahe Kleinstadt Alta Gracia. Ein wichtiger Pilgerort für jedermann. Wer, so wie wir, nicht hinfährt, um der Marienerscheinung von Lourdes zu gedenken, pilgert in diese Stadt um das Haus (und gleichzeitig Museum) zu besichtigen, wo Che Guevara aufgewachsen ist.
Nach dem Besuch dieses Museums und einer gründlichen Recherche im WorldWideWeb hat sich unsere Meinung von Ernesto Guevara de la Serna etwas geändert.
In Europa wird er als Revolutionär und Symbol der Freiheit verehrt, aber es ist so wie seine Tochter sagte: Trotz des Status eines Popstars (das Che-Foto ist das meist abgebildete Portrait der Welt), kennen wir den charismatischen Freund von Fidel Castro und Hugo Chavez eigentlich viel zu wenig.
Aber eines möchten wir hier in Europa auf keinem Fall! Seine, zum Scheitern verurteilte, kubanische Revolution, die er mit Gewalt in anderen Ländern (Kongo, Bolivien) verbreiten wollte.


Weiter ging es nach Mendoza, von wo wieder einige Ausflüge am Programm standen. Neben einer traumhaften Andenbergwanderung in Uspalatta und in der unmittelbaren Nachbarschaft vom Cerro Acangacua (6963m, somit der höchste Berg außerhalb Asiens), besuchten wir die weniger spektakuläre Weinregion Maipu/Mendoza um die verschiedensten Malbec's zu verkosten.
Nun ja, Musik und Wein gehören nicht zu den Stärken von Argentinien.


Nach den 4 Tagen in Mendoza freuten wir uns schon riesig auf die Kleinstadt Bariloche, welche in Patagonien und knapp zur chilenischen Grenze liegt. Im landschaftlich wirklich abwechslungsreichen und schönen Argentinien gehört Patagonien definitiv zu den Highlights und bereits die Anfahrt war eine Augenweide. Während in den nördlichen, argentinischen Anden die Berge karg und in verschiedensten Rottönen schimmern, sind die Berge in Patagonien sehr 'österreichisch'. Bewaldet, die Gipfel schneebedeckt, viel Wasser und die Trekkingpfade überraschend gut gekennzeichnet. Bei den bisherigen Bergeroberungen mussten wir uns stets den Weg zu den Gipfelkreuzen selbst auswählen und das 'für und wider' abschätzen, ob man rechts oder links weitergeht. Aber in Bariloche war das ganz anders. Rote Punkte ließ uns keine Zweifel, dass wir richtig waren. Vielleicht wollten die dortigen Berghüttenwirte sicher gehen, dass man sie findet.


Generell ist die Gegend sehr schweizerisch angehaucht. Überall Holz-Steinhäuser, Schokolademanufakturen wie Sand am Meer, die Berge und sogar ein kleiner Ort wurde 'Colonia Suiza' getauft.
Aber vor allem kann man sich hier in jeder nur erdenklichen Outdooraktivität vergnügen. Somit stürmten wir täglich einen Gipfel und genossen einmal mehr das atemberaubende Panorama oder liehen uns Mountainbikes und trotzten Wind und Wetter. Zum Glück kamen wir nur einmal bis zu Haut (außer unterhalb der Regenjacke) durchnässt in unserem Hostel an.

Da uns die Gegend wirklich gut gefiel, das Hostel so gemütlich war und die Mitbewohner ebendieses sehr nett waren, blieben wir gleich eine Woche dort.










Mit einem Nachtbus ging es danach direkt zurück nach Buenos Aires, welches mal wieder eine Überraschung für uns parat hatte.

Am Hafen war ein Brand mit giftigen Chemikalien ausgebrochen und die Nebelschwaden (und fürchterlicher Gestank) zog über die Stadt. Der Hafen, der Bus- und Zugbahnhof, die U-Bahn und die 3 angrenzenden Stadtteile wurden evakuiert, als wir mit unserem Bus ankamen. Da hier komplettes Chaos herrschte, steuerten wir erst mal eine Cafeteria mit Fernseher an, um die Lage zu checken. Es war etwas eigenartig, wie man in den permanenten Livenachrichten zusehen konnte, wie 100m entfernt alles abgeriegelt wurde und man stets hingewiesen wurde Türen und Fenster zu schließen. Trotz allem wagten wir uns wieder raus auf die Straße um irgendeinen Bus zu ergattern, der in unsere Zielrichtung fuhr.
Endlich erreichten wir unsere Herberge, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ein Gewitter bereits den Strom in Buenos Aires lahmgelegt. Und wie bereits bei unserem ersten Aufenthalt in BA dauerte dieser Stromausfall wieder 'nur' 10 Stunden.

Da wir noch etwas Zeit hatten, kamen wir auf die Idee, einen Kurztrip für 5 Tage, per Fähre, nach Uruguay zu unternehmen.


Hardfacts:
Einwohner: 128. Platz (3,5 Mio.)
Größe: 89. Platz
Hauptstadt: Montevideo
BIP: 77. Platz
BIP/Kopf: 49. Platz
Lebenserwartung: 76,2 Jahre
Regierungsform: Präsedialrepublik
Religion: 74% Kath., 2% Protestanten, 2% Juden, 22% nichts bzw. unbedeutende Religionen
Nachbarländer: Argentinien und Brasilien
Nationalsport: Fußball
Rekorde: 1. Fußballweltmeister 1930 (ein zweites Mal 1950), meister Mateteekonsum/Einw.
Komisch: Duelle sind legal, wenn beide Teilnehmer Blutspender sind

Nun ja, 2 Tage hätten auch gereicht. Außer der überraschend netten Hauptstadt Montevideo und dem niedlichen Colonial del Sacramento gehört das Land nicht unbedingt zu einem 'must-see'.
Was auf alle Fälle erwähnenswert ist, sind die lecker gegrillten, blutigen Rindersteaks, die sogar die argentinischen übertroffen haben – und das heißt schon mal was und dass ein Weihnachtsmarkt bei 35°C nicht lustig ist!

Zu guter Letzt fanden wir uns zum dritten Mal in Buenos Aires wieder, aber wir sind ja gerne dort. Es ist immer irgendetwas los... dieses Mal marschierte eine neugegründete Partei mit ihren 50 Anhänger zum Regierungsviertel und für die 'never-ending-story' Falklandinseln* gab es auch einen Aufmarsch.
Unglaublich war die abendliche Feier der Fans der Boca Juniors (Fußballklub), wo am 12.12.12. über hunderttausend Menschen ihren Verein als 12. Mann feierten und dabei die ganze Stadt lahmlegten...verrückt!

* seit 1833 beansprucht Argentinien die Inseln, auf allen argentinischen Landkarten werden sie als argentinische Islas Malvinas abgedruckt und in der Schule lernen die Kinder, dass sie zu Argentinien gehören. Aber sie sind nun mal britischer Grund und Boden.
Interessant wäre die Begründung der Behörde an Argentinier, die auf 'ihren' Inseln urlauben wollen und bei der Einreise ein Visa benötigen ;)


  'Hasta luego' aus Brasilien







Sonntag, 2. Dezember 2012

Aus dem Leben eines Reisenden – eine Satire



Aufgrund mehrmaliger Anfragen gibt es dieses Mal kein Update über Erlebtes, andere Länder und Sitten, sondern einen kleinen Einblick in das Leben auf Achse.

Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen dem Leben zuhause und auf reisen betrifft die Befriedigung der Bedürfnisse. Würde man die Maslow'sche Bedürfnispyramide heranziehen, ist unterwegs die tägliche Herausforderung die Grundbedürfnisse zu befriedigen.
Wo schläft man? Wo isst und trinkt man? Was unternimmt man?
Okay, die letzte der Fragen findet man dann doch am anderen Ende der Pyramide.

Vor allem muss man sich den Unterschied zwischen Urlaub und Reise bewusst sein, denn da findet man die Ursache für das Verhalten (siehe Erläuterungen unten) und so manch sonderbare Ereignisse von Reisenden:

Der Begriff Reise bedeutet im Sinne der Verkehrswirtschaft die Fortbewegung einer oder mehrerer Personen über eine längere Zeit zu Fuß oder mit öffentlichen oder nichtöffentlichen Verkehrsmitteln außerhalb des Wirtschaftsverkehrs, um ein angestrebtes einzelnes Ziel zu erreichen oder mehrere Orte bis zur Beendigung der Fahrt am Ausgangsort kennenzulernen (Rundreise). Im fremdenverkehrswirtschaftlichen Sinne umfasst eine Reise sowohl die Ortsveränderung selbst als auch den Aufenthalt am Zielort.

Urlaub ist die Zeit, die ein arbeitsfähiger Arbeitnehmer, Beamter, Soldat oder auch Selbstständiger von seinem Arbeitsplatz berechtigt fernbleibt, obwohl nach Tages- und Wochenzeit eigentlich Arbeitsleistungen zu erbringen wären. Oft wird 'Urlaub' mit Erholungsurlaub gleichgesetzt.


a. der Rucksack:
(auch genannt Backpack) ist eine Art Hassliebe. Vorrangig ist er der praktische Freund, der hilft sein Hab und Gut von A nach B zu transportieren bzw. es vor anderen Personen und Schmutz zu schützen. Allerdings wird er verflucht, wenn das Gewicht von Woche zu Woche zulegt und es mühsam wird ihn zu schleppen. Sobald eine Gewichtsgrenze überschritten wird, wird a) gnadenlos aussortiert b) etwas im jeweils anderen Rucksack heimlich versteckt c) ein Paket nach Hause geschickt oder d) neu über die Aufteilung der Gemeinschaftsgegenstände verhandelt
Nur soviel – M verhandelt äußerst schlecht ;)
Interessant ist der Gegensatz zwischen weiblicher und männlicher Struktur im Rucksack. H bevorzugt die 'alles-so-schnell-wie-möglich-in-den-Rucksack-stopfen' Technik, während M stundenlang und detailverliebt seine Sachen beinahe alphabetisch einordnet.

b. das Shoppen:
Auch hierbei hat man den Rucksack, mehr noch dessen Gewicht ständig im Hinterkopf. Zusätzliche Kleidung, Geräte oder Schnickschnack – zusätzliche Kilos. Somit ist der Rucksack eine gewisse Insignie für das 'Sparefrohsein'. Ob man diese Eigenschaft komplett verlernen kann steht in den Sternen. Wenn ja, könnte man(n) dies als Therapie für (ihre) 'Shoppingqueen(s)' anwenden.
Auf alle Fälle ist es kaum zu glauben, wie zufrieden man mit einer beschränkten, kaum rotierenden Auswahl an Kleidern sein kann.
Falls wir das versehentlich beibehalten sollten und man uns stets mit dem gleichen Outfit in Ö antrifft, bitte uns umgehend darauf aufmerksam machen.

c. Wenn sich zwei streiten...:
Nochmals zurück zur anfänglichen Pyramide.
Wird ein bestimmtes Bedürfnis nicht befriedigt, entstehen zwangsläufig zwischenmenschliche Konflikte die das Ergebnis einer veränderten Stimmung ist, allen voran die berüchtigte weibliche 'Futtergrantigkeit'. In unserem Fall entstehen 90% der seltenen Streitigkeiten wenn H 'futtergrantig' ist.

d. die Nahrungsaufnahme:
um Punkt c vorzubeugen.
in manchen Ländern eine Lotterie! Speziell in Russland, in der Mongolei und (vor allem) in China hofft und bangt man nach der Bestellung, dass das Gewählte für empfindliche, europäische Mägen ess- und verdaubar ist. Da man die Speisekarte (wenn es überhaupt eine gibt) nicht entziffern kann, verlässt man sich aufs Bauchgefühl und zeigt auf jenes, welches die hübschesten chinesischen Zeichen hat. Wenn man Glück hat, landet kein Hund, Affe, Katze oder irgendwelche Genitalien auf deinem Teller. Aber eigentlich würde man es wahrscheinlich eh nicht bemerken, denn alles ist essbar!
In anderen Länder hat man auch die Möglichkeit selbst zu kochen. Dann gibt es sogar manchmal österreichische Küche (Fritattensuppe, Apfelkompott, Jause, etc.)
Und ja, man träumt öfters von den Leckerein zuhause – Hollersaft, Most, dunkles Brot, 'Erdäpfinudln', Apfelstrudl,...
Somit ist die kulinarische 'Weltreise' spannend, abwechslungsreich und meist sehr lecker.

e. der ökonomische Aspekt:
Tatsache ist, dass sowohl Reisende als auch Urlauber den besuchten Staat finanziell unter die Arme greifen und den terziären Wirtschaftssektor ankurbeln.
Speziell in 'ärmeren' Ländern wird man als wandelnder Geldschein betrachtet und dementsprechend heiß umworben. Das kann bei der Kombination Hitze, schwerer Rucksack und Schlafentzug etwas aggressiv machen (Liebe Grüße nach Indien)

f. Teammanagement und die Arbeitsaufteilung:
M ist verantwortlich für die Ressorts Finanzen, Infrastruktur sowie Gesundheit. Auch ist er als Ratgeber für Ressourcen und Beschaffung tätig und bekleidet den Posten des PR-Chefs.
während H eben für den Bereich Ressourcen und Beschaffung sowie Kultur und Tourismus zuständig ist und auch die Position als Außenministerin inne hat.

Was bedeutet das nun auf Deutsch?
M hat die Obhut der Kreditkarte und schleppt die Reiseapotheke in seinem Rucksack, gibt Inputs während des Einkaufens, packt gewissenhaft die gemeinnützigen Reiseutensilien und schreibt die Blogeinträge.
H füllt die Einkaufswägen, studiert die Reiseführer, hält Kontakt zur Heimat und ist sehr kontaktfreudig.

g. Kurioses:
- die größten Verschleißartikel sind Sonnenbrillen. Weit über 10 wurden bereits zerstört oder verloren.
- H's Putzfimmel begleitet uns auch auf der Reise. So wurden unsere Campingmobile um vieles sauberer retourgebracht oder in manchen Hostel sind plötzlich die Küchenkästen blitzeblank.
- Eine angenehme, aber wichtige Aufgabe ist das Testen der Biersorten rund um den Globus (juhu - es gibt so viele)
- Man bemerkt, dass 5 Wochen Urlaub im Jahr viel zu wenig sind.

h. Veränderung der Hard- und Softskills:
Reisen bildet – nicht nur das sämtliche Fremdsprachen trainiert werden und vor allem Englisch fast zur zweiten Muttersprache wird, wird man auch zwangsläufig in Geschichte, Geografie, Ökonomie, Biologie, Religion und Kultur des jeweiligen Landes unterrichtet.
Bei den sogenannten sozialen Kompetenzen muss man vor allem die Toleranz gegenüber anderen/anderes/fremdes nennen.
Zusätzlich verbessert man seine Geduld (warten auf Fortbewegungsmittel, Konversation mit Begriffstutzigen), Flexibilität (es gibt keine g'mahte Wiesn), Wahrnehmung (man schärft wieder seine 5 Sinne), Entscheidungsfreudigkeit (unglaublich wie viel mehr Entscheidungen man tgl. treffen muss im Vergleich mit zuhause), Belastbarkeit (gegenüber (indischen) Quälgeistern, ungeplante negative Situationen), Kommunikationsfähigkeit (na-no-na-net), Eigenmotivation und vieles mehr.
Desweiteren übt man sich als Arzt, Entertainer, Einkäufer, Koch, Guide, Organisator, Caddy und Werbebotschafter für Österreich.

Allerdings ist die Dosis des Reisen entscheidend für die oben angeführten Entwicklungen, denn bei einer Überdosis kann das sehr schnell zu eigenartiges Verhalten führen (Man begegnet laufend diese Spezies). Denn wer will schon facebooksüchtiger Einzelgänger werden, Monologe bei Konversationen führen, nie wieder arbeiten wollen, akribische Tagebücher führen oder Straßenjongleur in Buenos Aires werden?

i. Ranking der Reiseutensilien:
  1. Kreditkarte (jeder/jedes ist käuflich)
  2. iPod (schnelle Hilfe für fast alles)
  3. Kamera (die menschliche Speicherkarte ist viel zu klein)
  4. Kompass (um überall hin- und zurück zu finden)
  5. Hüttenschlafsack (nicht jedes Bett will man direkt berühren)
j. das Heimweh:
oh ja, das hat man auch manchmal!
wenn Triviales nicht so läuft wie geplant,
wenn man bei einer anstrengenden Bergwanderung Tee und Reis vorgesetzt bekommt anstatt Most und Jause,
wenn man das Gefühl, dass Einheimische ständig versuchen einen abzuzocken,
wenn man in eine neues Land einreist,
und wenn man zu viel Kontakt mit zuhause hat ;)


Montag, 19. November 2012

Argentinien – von der 1. in die 3. Welt und wieder retour?



Hardfacts:
Einwohner: 41. Platz (40,2 Mio.)
Größe: 8. Platz
Hauptstadt: Buenos Aires
BIP: 27. Platz
BIP/Kopf: 58. Platz
Lebenserwartung: 76,52 Jahre
Regierungsform: Präsidiale Bundesrepublik
Religion: 90% Christen, 6% Protestanten, 4% teilen sich 2500 registrierte Kulte u. Religionen
Nachbarländer: Brasilien, Paraguay, Bolivien, Chile und Uruguay
Nationalsport: Fußball, Rugby, Pferderennen
Bekannte Persönlichkeiten: Che Guevara, Eva (Evita) Peron, Diego Maradona
Rekorde: 5 Präsidenten in 12 Tagen (2001)
Kurios: Porsche gegen Wein* (aufgrund eigenwilliger Methode für positive Handelsbilanz), 20262,8% Inflation im 3/1990, Kugelschreiber und Personentransport mit Bussen wurde hier erfunden


Viele Umstellungen warteten in Südamerika wieder auf uns. Die 3½ Monate in Ozeanien waren ja geprägt von Gemütlichkeit, Unabhängigkeit und Hyperflexibilität, die wir mit den Campervans genossen haben. Ab sofort heißt es wieder Rucksack packen und schleppen, in Hostels einchecken, die Antwort finden auf wo-und-was-essen, mit öffentlichen Verkehrsmittel fahren, usw...

Nach einem sehr laaaangen und spannenden Flug von Auckland nach Argentinien (mit Zwischenstopp im sommerlichen Sydney) landeten wir in Buenos Aires eine halbe Stunde früher als wir in Sydney weggeflogen sind. Hää? Wie geht das denn?
Nun ja, dank der überflogenen Datumsgrenze gewannen wir trotz 14-stündigen Flug eine halbe Stunde.
Mit dem 'Second-Hand-Flugzeug' von Aerolineas Argentina hatten wir viel zu lachen. Nicht nur das M's Sitzlehne von selbst immer nach hinten klappte oder der einzige Fernseher einen wunderbaren blaustich hatte, mussten viele Passagiere die Papiertüte gebrauchen. Vor allem hofften wir, dass diesmal genug Kerosin getankt wurde, damit wir es ohne Zwischenlandung über den Pazifik schafften. Aber aufgrund der zwangsläufig großzügigen Beinfreiheit (kein Schnickschnack - viel Platz) und der drei Quilmesbier schliefen wir wie die Murmeltiere.

In Buenos Aires, auch Paris Südamerikas genannt, schlugen wir gleich mal für 10 Tage unsere Zelte auf, denn wir hatten viel zu tun. Wir leisteten uns jeder einen Spanischlehrer um die Sprache wieder aufzufrischen (H) bzw. zu lernen (M). Die restliche Zeit erkundeten wir die riesige Stadt und sie hat architektonisch wirklich eine verblüffende Ähnlichkeit zur französischen Hauptstadt. Nur der Eifelturm und der Triumphbogen fehlen. Da die einstigen Hauptemigranten nicht Spanier sondern Italiener waren und diese auf keinen Fall die typischen spanischen Kolonialbauten wollten, kopierten sie einfach den barocken Stil der Franzosen.
Buenos Aires gefiel uns außerordentlich gut, obwohl zu dieser Zeit eine Hitzwelle war, die Müllabfuhr streikte, unser iPod gestohlen wurde und Protestmärsche gegen die Regierung waren. Speziell letzteres machte uns neugierig und wir unterhielten uns viel mit den Einwohnern BA's, recherchierten in den (wirtschafts-)historischen Museen und nutzten die Medien.

Argentinien hat wirklich eine turbulente Vergangenheit und stieg mehrmals wie Phoenix aus der Asche. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es sogar eines der reichsten Länder unseres Planeten. Korrupte Politiker wechselten sich mit unfähigen, machthungrigen Militärdiktatoren ab, um das Land 2001 endgültig in den Bankrott zu führen. Danach galt Argentinien als Musterbeispiel der wirtschaftlichen Wiedergeburt. Doch aktuell steht das Land wieder vor schwierigen Zeiten, da die Staatschefin Christina Kirchner einige fragwürdige Entscheidungen trifft, welche In- und Ausland verärgern, und auch der damalige wirtschaftliche Aufschwung nicht so rosig war, wie er allen verkauft wurde. Mit gefälschten volkswirtschaftlichen Daten hielt man die Gläubiger (allen voran den IWF) bei Laune...klingt irgendwie griechisch?!


Danach ging es per Nachtbus weiter nach Puerto Iguazu an die brasilianisch-paraguayanische Grenze, um den größten Wasserfall der Welt zu betrachten.
Die Frage ist natürlich: wie definiert man den größten Wasserfall der Erde?
Nach der Höhe? Der Weite? Der Wassermenge?
Fakt ist: der Höchste ist er nicht, aber er ist überaus spektakulär und man konnte den ganzen Tag damit verbringen, durch den dazugehörigen Nationalpark bei 35°C und 90% Luftfeuchtigkeit zu wandern und die unzähligen Wasserfälle aus den verschiedensten Perspektiven zu betrachten.

Besonders 'nett' sind die Eintrittspreise bei Argentiniens Sehenswürdigkeiten, welche für Ausländer in der Regel das dreifache der Inländertarife betragen!


Auf den Weg zu den Anden nach Salta machten wir noch einen 2-tägigen Zwischenstopp in San Ignacio, wo wir die Überreste der über 300 Jahre alten Jesuiten Missionen besichtigten. Diese kamen um der indigenen Bevölkerung die katholischen Gebräuche überzustülpen. Dabei waren sie äußerst erfolgreich, denn weit über 100000 Anhänger wohnten, arbeiteten und beteten in den 33 Reduktionen (Missionsstätten). Anfangs gern gesehen von der spanischen Krone, später am Höhepunkt fürchtete diese die Macht der Jesuiten und schickte Soldaten um sich dem Problem zu entledigen.
Aber nicht nur wegen den Ruinen zahlte sich der Aufenthalt im verschlafenen San Ignacio aus, sondern auch wegen des verträumten Rio Parana (2. länster Fluss Südamerikas) und dessen malerischen Panorama.

Etwas makaber sind die Friedhöfe in diesem Land. Je nach Wohlstand werden pompöse Krypten gebaut, wo die Särge der jeweiligen Familie einfach in Regale gestellt werden. An manchen einsamen Friedhöfen ist dann öfters die Eingangstür aufgebrochen und die Sargdeckel liegen kreuz und quer. Hmmm - Untote oder doch Grabräuber?

In Salta angekommen, trafen wir zum dritten Mal zwei deutsche Gleichgesinnte (Lara und Johannes) und beschlossen kurzerhand uns für 2 Tage gemeinsam ein Auto zu mieten, um die Anden ein wenig besser kennen zu lernen.
Es war unbeschreiblich. Dieses Gebirge ist faszinierend, hoch und bunt. Manche Berge sind 7-färbig. Erst wenn man auf den Hochplateaus in 3500m Höhe steht und die umliegenden Gipfel betrachtet, wird einem bewusst, wie hoch eigentlich 6500m hohe Berge sind.
Mittels einer Passstraße (4170m ü.d.M.) erreichten wir die Salinas Grande. Dies ist ein ausgetrockneter Salzsee bzw. eine 535km² große weiße Salzkruste.
Die Mädels hatten zwar etwas Probleme mit der Höhe, aber durch das im-Mund-zergehen-lassen von Kokablättern wurde dieses gelöst.

Am nächsten Tag ging es weiter nach Cachi, wo wir eine der schönsten Straßen (Schotterpiste) der Welt benutzen mussten. Manchmal war die Passstraße etwas brenzlig, weil sie an manchen Stellen sehr eng war und der Abgrund dabei gefährlich nahe kam.
Aber es war einmalig. Überall wuchsen riesige Kaktus, einsame Gauchos ritten durch die Sierra, Lamas liefen wild umher und immer der Rundumblick auf die hohen, unbewachsenen Berge.



Samstag, 3. November 2012

Neuseeland - die Nordinsel



Also fassen wir zusammen, was die britischen Siedler in den 1820er Jahren bei der ersten großen Kolonialisierungsphase alles nach Neuseeland verschifften:
Pflanzen, Tiere, Werkzeug, Waffen, Religion, Mut und natürlich jede Menge Regen!

Während der Fahrt mit der Fähre Richtung Nordinsel kam der Wetterumschwung. In den ersten 10 Tagen hatten wir entweder Regen oder Wind, oder beides zur selben Zeit. Somit mussten wir viele unserer geplanten Aktivitäten canceln und die wenigen niederschlagsfreien Stunden vollpacken mit Tätigkeiten, für die wir die Regenjacken im Rucksack lassen konnten.
Der meteorologisch negative Highlight war die Nächtigung auf dem Vulkan Mt. Egmont in 1100m Höhe. Der Schneesturm setzte gegen 1 Uhr ein und brachte unser Wohnmobil dermaßen zu schwanken, dass es sich anfühlte als würde es umkippen. H hatte bereits vor Sturmbeginn nicht gut geschlafen, da es sich bei dem Vulkan noch um einen aktiven handelt.

So kam es, dass wir nach 3 Tagen bereits in Rotorua waren und nur a) ein regnerisches Wellington erkundeten, b) den nassen 'Forgotten-World-Highway' abfuhren und c) einen verregneten Lake Taupo zu Gesicht bekamen.
Neben der faszinierenden Landschaft während diesen ominösen 150km langen Highway passierten wir die kleinste Republik der Welt.
Die Republik Whangomomona hat aktuell 27 Einwohner und die Einreise kostet NZD 3,50/Person. Allerdings hat der Teilzeitzöllner nur am Wochenende Dienst und die Durchreise ist (wenn man nicht erwischt wird) gratis. 1989 wurde die Republik aufgrund von regionalpolitischen Zerwürfnissen von den damals 173 Einwohner ausgerufen. Heute wird der Unabhängigkeitstag alle 2 Jahre mittels riesigem Volksfest gefeiert und lockt mehr als 5000 Besucher an.
Lake Taupo (größter See Neuseelands) ist wie die meisten anderen Seen auf der Nordinsel ein mit Wasser gefüllter Krater eines aktiven und/oder nichtaktiven Vulkan. Dieser ist aktiv und 1½ so groß wie Wien, was bedeutet: man sollte bei einem neuerlichen Ausbruch nicht unbedingt in der Nähe sein! Aufgrund der miserablen Wettervorhersage dort, konnten wir die wahrscheinlich beste Wanderung Neuseelands nicht in Angriff nehmen: den Tongariro Alpine Crossing!

In Rotorua hatten wir eine erste Begegnung und ein Wiedersehen:
Zum ersten Mal fühlten wir die Wucht eines 45sec. langen Erdbebens, auch wenn es nur 5,7 auf der Richterskala anzeigte. Aber es schaukelte schon gewaltig im Wohnmobil.
Das Wiedersehen mit der Sonne, ließ uns gleich aktiv werden und die Gegend erkunden. Wir kamen zum Schluss, dass die Stadt auf einer tickenden Zeitbombe steht. An einigen Straßen und Hauseinfahrten sind Risse wo es heraus dampft oder in Kanaldeckeln kann man das kochende Wasser hören und sehen. In manchen Gärten und Parks sind kochende Schlammlöcher und in der ganzen Stadt riecht es nach faulen Eiern. Warum? – weil es in dieser jungen geothermischen Landschaft von Vulkanen nur so wimmelt.

Via dem coolen Hot Water Beach (hier gräbt man sich am Strand bei Ebbe ein eigenes Loch und lässt sich von der aufsteigenden heißen Quelle den Popo verbrühen) und dem Shakespeare Nationalpark ging es schnurstracks nach Northland. Endlich spielte das Wetter nicht mehr verrückt und wir konnten uns so richtig austoben. Rauf auf Berge, rein in finstere Glühwürmchenhöhlen nur mit Stirnlampen bewaffnet, mit dem Mountainbike quer durch die Landschaft und und und.


 

 Aber der Tag bei den Poor Nights Islands war unschlagbar oder wie die Kiwis gerne sagen: AWESOME!
Dieses Meeresschutzgebiet zählt zu den 10 besten Tauchspots unseres Planeten. Die Unterwasserwelt bei den vulkanischen Inseln bot nicht nur das klarste Wasser in dem wir je getaucht sind, sondern auch ein extravagantes, buntes Labyrinth aus Bögen, Höhlen und Tunneln und einer große Vielfalt an Meeresbewohner die teilweise sehr großgewachsen waren. Riesige Mantarochen und kleine, schlafende Haie konnten wir dabei aus der Nähe beobachten. Spektakulär war auch die Höhle in sieben Meter Tiefe, in der wir keinen Sauerstoff aus unseren Flaschen benötigten.

Mit diesen Eindrücken ging es ganz in den Norden zum spirituellen Cape Reinga und den dazugehörenden 90-Mile-Beach (Sandstrandautobahn – nur bei Ebbe befahrbar). Da wie die meisten Autovermieter auch unserer (vertraglich) nicht begeistert war, wenn man da hochfährt buchten wir eine Tour.
Zeitig am nächsten morgen fanden wir uns in einem Bus wieder deren Fahrgäste einen Altersdurchschnitt von 65 Jahren hatte. Wir und der Fahrer senkten diesen Schnitt maßgeblich.
Wir hatten das außergewöhnlich Glück, dass noch 2 Plätze frei waren, denn die restlichen waren für einen Pensionistenverein aus Whangarei vergeben. Es wurde im Bus gesungen, bei jeder Toilette angehalten, jede Fahrpause ausgedehnt und bei einem Eiscremeshop stürzten sie sich wie Wölfe auf die Leckereien. Die Ärzte der Pensionisten hatten danach sicher allerhand zu tun um die Werte wieder gerade zu bügeln ;)
Allerdings machten viele auch beim Sandboarden und Dünensurfen auf den riesigen Sanddünen beim 90-Mile-Beach mit! Und da musste man immerhin ohne Lift hinauf...

Zu guter Letzt verbrachten wir die restlichen Tage in Auckland. 30% der Neuseeländer wohnen in der ehemaligen Hauptstadt, welche übrigens an 7. Stelle rangiert bei den lebenswertesten Städte der Erde. Und das ist nicht übertrieben.
Parks gibt es quasi an jeder Ecke und die beiden Häfen (Tasmansee und Pazifik sind hier nur einen Steinwurf voneinander entfernt) tragen ihres zu diesem gemütlichen Flair bei.
Viele Städte prahlen damit, sich neben einem Vulkan zu befinden – Auckland wurde auf 53 (aber nicht mehr alle sind aktiv) erbaut!!

Die beste Aussicht hat man vom höchsten Gebäude Neuseelands – dem Skytower (328m). Aber man würde nicht in Neuseeland sein, wenn nicht alles irgendwie ein wenig verrückter ist. Ehe wir uns versahen, befanden wir uns schon angebunden wie im Hochseilgarten auf einem 1m breiten Steg ohne Handlauf um den Turm in 192m Höhe zu umrunden und das 360° Panorama zu genießen. Das nannte sich dann Skywalk.


Mit vielen schönen Erinnerungen und Fotos verlassen wir nun Neuseeland und Südamerika wartet auf uns.

Die Neuseeländer sind uns mit ihrer offenen, hilfsbereiten Art wirklich ans Herz gewachsen. Vielleicht deswegen, weil sie uns Österreichern in einer Sache wirklich sehr ähnlich sind. Wie auch wir haben die Kiwis einen großen Bruder.
Mit was lässt sich wohl am treffendsten das Verhältnis der Neuseeländer zu ihrem Nachbar Australien vergleichen? Genau: mit dem Verhältnis von Österreich zu Deutschland. Zwar trennt die zwei Länder die Tasmanische See und nicht die Salzach und der Inn und doch irgendwie fühlt man sich an die ständigen Sticheleien erinnert. Die beiden Staaten pflegen äusserst friedliche Beziehungen. Mit Erfolgen in der sportlichen Arena können die Kiwis immer wieder jene Beachtung finden, die ihnen im Schatten des 'großen Bruders' anderswo verwehrt bleibt. Segeln und Rugby sind da nur einige Beispiele. Wie die Briten über die Iren, die Franzosen über die Belgier oder wir Österreicher über die Deutschen Witze erzählen, tun dies die Neuseeländer über die Australier, ohne wirkliche Animositäten zu verspüren.

Bis Bald in Argentinien











Samstag, 13. Oktober 2012

Neuseeland - der größte Abenteuerspielplatz der Welt

Hardfacts:
Einwohner: 123. Platz (4,4 Mio.)
Größe: 74. Platz
Hauptstadt: Wellington
BIP: 56. Platz
BIP/Kopf: 23. Platz
Lebenserwartung: 78,32 Jahre
Regierungsform: Konstitutionelle Monarchie
Religion: 56 % Christen, 33 % Konfessionslose, 11% Diverse
Nachbarländer: Keines
Nationalsport: Rugby
Rekorde: 1. Land mit Frauenwahlrecht; meisten Schafe pro Einwohner
Komisch: Wenn man alle Menschen mitrechnet, die gerne in Neuseeland leben würden, betrüge die Einwohnerzahl 11 Mio.; im Parlament wird über eine 'Rinderfurzsteuer' debattiert! Mehr Erdbeben als Tage im Jahr (15000/Jahr); NZL ist nach Italien und China nur an Platz 3 bei der Kiwiproduktion

Nach den kostspieligen Schwierigkeiten am Flughafen Melbourne konnten wir dann doch ohne weitere Probleme mit einem Tag Verspätung in Neuseeland einreisen.
Nach 5 Monaten auf Achse muss man sich eingestehen, dass nicht mehr ein jeder Highlight einem den Atem raubt. Aber die Vogelperspektive auf die Südinsel während des Anfluges auf Christchurch, war definitiv wieder einer dieser Momente.
Die bizarren Gebirgsketten, die sich bis zur Küste an den blauen Ozean ziehen. Dazwischen Gebirgsseen, die in allen Farben schimmern. Geröllgefüllte Flussbeete schlängeln sich durch die engen, unbewohnten Täler. Und natürlich die verschiedenen Grüntöne der saftigen Wiesen mit den unzähligen Schafen, die darauf weiden. Hmm – Österreich mit Küste?
Kurzum – man konnte meinen, irgendwo in der Salzburger Bergwelt zu landen. Als 'Österreichfan' machten wir es nun zu unsere Aufgabe festzustellen, ob Neuseeland das schönere Österreich ist.







Unsere ersten Stadterkundung in Christchurch war etwas geisterhaft und ließ uns eine Gänsehaut bekommen. Leider hatten 2 schwere Erdbeben (9/2010 & 2/2011) das komplette historische Stadtzentrum zerstört. Soldaten bewachen nun diese mit Gitter abgesperrte 'Red Zone' und wir dachten, dass wir uns in einem Kriegsgebiet befanden. Dort wo man als Zivilist dem Inferno näher kam, konnte man einen Bruchteil der Zerstörung sehen. Behördlich gesperrte Läden, Bars oder Frisörsalons waren noch mit Ware bestückt, aber die Gebäude waren entweder windschief oder bereits zum Teil eingestürzt. Sogar das Wahrzeichen der Stadt war gehörig in Mitleidenschaft gezogen worden. Bei der Kathedrale fehlte der Turm.
Entsetzt über das Ausmaß der Zerstörung besuchten wir das hiesige Museum, welches eine Sonderausstellung über dieses Thema zeigte.
Obwohl mit dem erdbebensicheren Wiederaufbau der Stadt ein gehöriges 'Konjunkturprogramm', mit vielen geschaffenen Arbeitsplätze in der Baubranche, vom Parlament verabschiedet wurde, verließen tausende Bewohner die Stadt und machten somit Wellington nach Auckland zur Zweitgrößten des Landes.

Als gebrannte Kinder hatten wir entschlossen, uns für die restliche Reise kein Eigentum mehr anzuschaffen, welches über Nacht 98% seines Wertes verlieren kann.
Da wir in den ersten drei Wochen Besuch von Gitti und Walter bekamen, charterten wir uns ein tolles, erstaunlich günstiges 4er-Wohnmobil, welches uns in unsere Flexibilität unterstützte.

Vollbepackt bis unters Dach ging es zuerst zu den Banks Peninsula, eine kleine Halbinsel die bei zwei Vulkanausbrüche entstanden ist, um eine Wanderung zu unternehmen.
Auf den Weg dorthin wurde gleich mal wild gecampt. Die ersten Nächte waren wirklich erfrischend, bevor es die Wetterfee wie immer gut mit uns meinte und das Thermometer Richtung 20°C wanderte.
Aber bei den 6°C morgens im Wohnmobil hätten sich auch Eisbären äußerst wohl gefühlt und beinahe einstimmig wurde entschlossen, für die nächsten Nächte Campingplätze mit Stromsteckdose aufzusuchen, damit die Heizung die Eisbären in Schach halten konnte.


Schon bei den Fahrten nach und von Banks Peninsula sowie Hanmer Springs wurden wir gleich mal Augenzeugen der fantastischen neuseeländischen Landschaft. Die Kameras glühten...
In Hanmer Springs war Wellness angesagt, da dieser Ort berühmt für ihre Vulkan-Schwefel-Quellen ist, allerdings ermüdeten die 40°C warmen Becken ziemlich schnell.

 
Via der Langustenwelthauptstadt Kaikoura, wo das schneebedeckte Gebirge bis zum Pazifik reicht, ging es entlang der Küste nach Blenheim, wo wir mit Mountainbikes die Marlborough Weingüter und deren Winzer unsicher machten. Und ja, der Sauvignon Blanc ist tatsächlich so vorzüglich wie ihm der Ruf vorauseilt.
Zum Glück darf man in Neuseeland noch mit 0,8%o am Verkehr teilnehmen ;)


Mit einigen Weinflaschen im Gepäck ging die Reise weiter in den Norden der Südinsel. Hier erwartete uns mit den Marlborough Sounds (geografisches Labyrinth aus Meeresarme, Landspitzen, Gipfeln, Stränden und Wasserflächen, das entstand, als das Meer nach dem Ende der letzten Eiszeit tiefe Täler überflutete), dem Abel Tasman National Park (Neuseelands meistbesuchter NP) und der Golden Bay (El Dorado für Mountainbiker) wahre Wunderwerke von Mutter Natur und darüber hinaus mussten alle 3 Regionen als Kulisse für Herr der Ringe herhalten. Heike wollte unbedingt im Chetwald spazieren gehen ;)
Neuseeland ist ein einziger riesiger Abenteuerspielplatz.


Mit Kajaks paddelten wir einen Teil des Queen Charlotte Sound, um dann den gleichnamigen Wanderweg (Queen Charlotte Track (71km lang)) wieder zurück zu laufen. Am darauffolgenden Tag ließen wir uns mit dem Wassertaxi zum Ende des Tracks bringen, um dieses ebenfalls noch abzuwandern. Am Ende der 3 Tage in den Sounds waren wir uns einig, dass so das Paradies aussehen muss.




Unglaublich war die im Norden ausgeprägten Gezeiten. Zwischen Ebbe und Flut veränderte sich der Wasserspiegel um 6!! Meter. So konnten wir gut beobachten, dass so manche Häfen 'trockengelegt' wurden, da sich das Wasser bei Ebbe so weit zurückzog. Arme Yachtbesitzer ;)
In der Nähe von Takaka (Golden Bay) versuchten wir uns am Lachsfischen. Mit Erfolg! 2 Lachse mit jeweils über 1 Kilo zerrten wir an Land und landeten am BBQ. Leckerlecker...




Danach wagten wir uns an die Westküste. Mit 15000mm Regen im Jahr gehört diese Gegend zu den feuchtesten der Erde. Eingepfercht zwischen Tasman See (Pazifik) und South Alps wohnen in dieser Gegend nur 1% der Neuseeländer, obwohl diese Region 9% der Gesamtfläche des Landes ausmacht. Nach der Durchreise wussten wir warum. Wenn der Himmel seine Schleusen öffnet, ist regnen der falsche Ausdruck. Eigentlich hätte dieser Teil der britischen Auswanderer gleich zuhause im Königreich bleiben können, um sich abregnen zu lassen.

Allerdings ist die Gegend, wenn es mal kurz nicht regnet, zum gerne haben. Die Gletscher Franz Josef und Fox, sowie die wilde Küste sollten eine richtige Augenweide sein. Bestätigen können wir dies nicht, da bei uns die Regenwolken kaum freie Sicht gewährte.
Nach einem Blick auf den Wetterbericht entschlossen wir kurzerhand gleich weiter in nach Wanaka und zur Abenteuerhauptstadt Queenstown zu rasen.

Speziell in Queenstown (hier wurde Bungee Jumping erfunden) könnte man täglich von früh bis abends sich mit unterschiedlichsten Equipment durch wilde Flüsse und Schluchten kämpfen, aus Flugzeugen hopsen, bergsteigen, kajaken oder so wie wir die umliegenden Mountainbikestrecken abfahren (großes Lob an Walter und Gitti, die mit uns sogar die Downhillstrecken runterrasten). Bei allen Aktivitäten waren wir immer umgeben von den Remarkables (Gebirgszug) und dem Lake Wakatipu – einfach traumhaft!





Da sich die Besuchszeit von Walter und Gitti dem Ende neigte, brachen wir schön langsam wieder Richtung Ostküste und Christchurch zum Flughafen auf, natürlich gespickt mit einigen Zwischenstopps.

Wie schon die Australier sind auch die Kiwis ein ungemein freundliches und hilfsbereites Volk, die stets interessiert die Konversation suchen.
Witzig ist der landesweite 'Wettbewerb' des außergewöhnlichsten Briefkasten. Da kann es schon mal passieren, dass der Briefträger die Post Bugs Bunny ins Maul wirft oder Spiderman in den Allerwertesten steckt.
Auf alle Fälle freuen wir uns schon auf die kommenden Wochen auf der Nordinsel, die wir wieder zu zweit (im 4er-Wohnmobil) unsicher machen müssen.