H&M on the road ....

Mittwoch, 23. Januar 2013

Ecuador – auf Charles Darwins Spuren


Hardfacts:
Einwohner: 69. Platz (15 Mio.)
Größe: 71. Platz
Hauptstadt: Quito
BIP: 65. Platz
BIP/Kopf: 98. Platz
Lebenserwartung: 75,5 Jahre
Regierungsform: Präsidialrepublik
Religion: 98% Christen (konservativste katholische Kirche Lateinamerikas), wenige Minderheiten
Nachbarländer: Kolumbien und Peru
Nationalsport: Fußball
Bekannte Persönlichkeiten: Oswaldo Guyasamin (Maler) und die Tiere der Galapagosinseln
Rekorde: meisten Plastikflaschen innerhalb 15 Tage zum Recycling gebracht (1,559.002 FL)
Kurios: US Dollar als Währung, es wird mit dem Feuer Rasen gemäht


Von Sao Paulo ging es über Lima nach Quito. Was auch bedeutete: vom Meeresspiegel auf eine Höhe von 2800m. Ein Schild bei der Ankunft wies darauf hin, man solle sich langsam bewegen, denn immerhin sei man auf 2800m. Und dass das keine Lüge war, bemerkten wir bereits in den folgenden Tagen. So bald man Treppen steigen oder durch das hügelige Quito bergauf gehen musste, stieg der Puls und ein ruhiges Atmen durch die Nase war unmöglich. Das Akklimatisieren dauerte halt seine Zeit. Nachdem wir die Tour zu den Galapagosinseln gebucht hatten, hatten wir 6 Tage Zeit um das beeindruckende Quito und dessen Umgebung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.


Zuerst inspizierten wir die historische Altstadt mit deren Plazas, Kirchen und Museen, wo wir auch viel über die Geschichte, Kultur und Ökonomie von Ecuador erfuhren. Seit langer, langer Zeit ist ein beliebter und vor allem fähiger Präsident am Werk. Da im Februar Wahlen sind, bekommt man das bei den Unmengen an Wahlveranstaltungen überall mit.
Nachdem wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern immer wieder mal die Inflation davon galoppierte und die ohnehin wackelige Wirtschaft vor dem Kollaps stand, sah man keinen Ausweg mehr und führte im September 2000 den US-Dollar als Währung ein. Dies war gleichzeitig der Startschuss für das Erstarken der Wirtschaft, wobei allerdings das große Ölvorkommen eine zentrale Hauptrolle spielt. Die großen amerikanischen Ölkonzerne mussten sich zurückziehen und die Öldollars fließen nun in die ecuadorianische Haushaltskasse. Seitdem wurde/wird sehr viel in Bildung, Soziales und Infrastruktur investiert. Da die Wirtschaft ausschließlich von Öl und Bananen lebt, steht und fällt logischerweise alles mit deren Weltmarktpreis. Aber als drittgrößter südamerikanischer Ölexporteur sollte doch einiges an Zeit bleiben, um die Wirtschaft etwas breiter aufzustellen.


Durchaus interessant war auch die kurze Zeitspanne der Inka, die Zeit unter spanischer Herrschaft und dessen Unabhängigkeit sowie die kuriosen (aber gewählten) Wechsel der Machthaber, allerdings würde das den Rahmen sprengen.

Etwas wirklich tolles hat sich die Stadtregierung von Quito für Sonntag einfallen lassen. Die wichtigsten Straßen von Nord bis Süd, das bedeutet ca. 30km, werden von 8-14 Uhr gesperrt und wir konnten gemeinsam mit 50000 Ecuadorianern auf diesen Straßen Rad fahren. Wahnsinn was alles unter die Kategorie Fahrrad fällt ;). Sogar Erfrischungsstationen und Pannenservice wurden angeboten.
Natürlich durfte auch die Besteigung des Hausvulkans Pichincha auf 4800m nicht fehlen. Hier war der Sauerstoffgehalt schon merklich gering und jeder steilere Anstieg war beschwerlich. Dafür wurden wir mit einem fabelhaften Ausblick und unserer Gipfeljause belohnt.
Zu guter Letzt fuhren noch nach 'Mitad del Mundo' zum Äquator. Nun ja das war nicht wirklich ein Highlight, aber man konnte gut beobachten, wie leicht viele Menschen zu unterhalten sind. Zumindest konnten wir dort gleichzeitig mit einem Bein auf der Nord- und mit dem Anderen auf der Südhalbkugel stehen.


Nach diesem 'Höhentrainingslager' wartete endlich unsere 8-tägige Kreuzfahrt auf einem '10-passanger-low-budget-boat' durch die Galapagosinseln auf uns.
Das bedeutete Inselerkundungen, Tierbeobachtungen, exzessive Schnorcheleinheiten, essen, schlafen und relaxen.

Die 'Yacht' aus Holz hatte bereits 50 Jahre auf dem Buckel, den lautesten Dieselmotor der Welt, kein Warmwasser und eine überschaubare 2er Kabine mit einem Fenster (15x7cm). Dafür die beste Crew die man sich vorstellen kann. Erstaunlich war was der Koch mit seiner Puppenküche stets für Gerichte zauberte.
Gemeinsam mit außerordentlich netten Mitreisenden von jeder Ecke des Planeten wurden wir von der 5-köpfigen Crew hofiert und von unserem schwergewichtigen Guide Alfredo auf Trab gehalten. 
Die Inselgruppe besteht aus 14 größeren Inseln (5 davon sind dünn besiedelt) und weit über 100 kleinere bis winzige Inseln. Alle Inseln sind vulkanischen Ursprungs und die Aktivität hält noch immer an. Da die Inselgruppe noch nie Kontakt mit einem Festland hatte, zeichnet sie sich mit einer Vielzahl endemischer Flora und Fauna aus.
Für alle die es vergessen haben: Charles Darwin holte sich hier die Inspiration für seine Evolutionstheorie.
Da 98% der Gesamtfläche unter Naturschutz steht, sind die Auflagen zum Glück sehr streng. Anzahl der Passagiere und Boote pro Aktivität und Tag sind sehr eingeschränkt, damit die Tiere so bleiben wie sie sind. Da und überhaupt nicht scheu. So konnten wir riesige Landschildkröten, Seelöwen, Marine- und Landiguanas, seltsamste Vögelarten, uvm aus nächster Nähe (beinahe Körperkontakt) betrachten oder bei der Fortpflanzung beobachten. Die blieben einfach wo sie waren und schauten neugierig den Besuch an.

Die Unterwasserwelt war noch genialer.
Neben einer Schar von unterschiedlichsten Fischen, die größten Manta- und Stachelrochen die wir je gesehen hatten, riesige Octopus und und und – einfach eine unglaubliche Diversität.
Das Beste war allerdings stets das Tauchen mit jungen verspielten Seelöwen, alter majestätischer Riesenmeeresschildkröten und respekteinflößenden Haien.
Ein weiterer Vorteil der strengen Regulierung war, dass wir mit unserem Boot fast immer alleine ankerten und keine Menschenseele weit und breit war.


Die Tage verflogen leider wie im Flug, aber nach nur einem Tag Aufenthalt in Quito wartet nun der Amazonasregenwald.

Hasta Luego!


Sonntag, 6. Januar 2013

Brasilien – Sonne, Samba und Caipirinha




Hardfacts:
Einwohner: 5. Platz (193,2 Mio.)
Größe: 5. Platz
Hauptstadt: Brasilia
BIP: 6. Platz
BIP/Kopf: 54. Platz
Lebenserwartung: 73,1 Jahre
Regierungsform: Präsidentielles Regierungssystem
Religion: 65% Christen, 22% Protestanten, 8% Nix, 5% Rest
Nachbarländer: alle südamerikanischen Länder außer Chile und Ecuador
Nationalsport: Fußball, Fußball und Fußball
Bekannte Persönlichkeiten: Pele, Ayrton Senna, Paulo Coelho, Oscar Niemeyer
Rekorde: weltweit höchste Mordrate (alle 10min einer),
Kurios: die Hauptstadt Portugals war mal Rio, Kaffee schmeckt überraschenderweise meist scheußlich (wie so oft wird das Beste ins Ausland exportiert)


In Brasilien hieß es wieder einmal 'Urlaub' machen. Zum einen bekamen wir über die Feiertage Besuch aus Österreich und zum anderen müsste man ja verrückt sein, die kitschigen Strände Brasiliens mit den schönen Menschen nicht live zu erleben. Es ist nicht zu übersehen, dass Optimierungen mancher weiblichen Körperteile sehr günstig sein müssen.

Die Geschichte des Landes spiegelt den meist typisch südamerikanischen Verlauf wider. Ausnahme war die unblutige Unabhängigkeit von der portugiesischen Kolonialmacht. Ansonsten gab es einige Wenige, hier in Brasilien Kaffeebarone und Großgrundbesitzer, die mit Hilfe von indigenen Sklaven (später Unmengen von afrikanischen Sklaven aus den portugiesischen Afrikakolonien) das Vermögen unter sich aufteilten.
Danach verzockte eine Militärdiktatur nach der anderen die wirtschaftliche Zukunft Brasiliens für mehrere Dekaden. Bestes Beispiel dafür war exorbitant teure Hauptstadtverlegung nach Brasilia. Erst in den letzten 10 Jahren gelang es dem Land mehr als nur ein erfolgreiches Schwellenland zu werden. Obwohl sie bei uns noch als ein Mitglied der 5 BRICS-Staaten unterschätzt wird, ist Brasilien als 6-größte (zwar wackelige) Volkswirtschaft mittlerweile ein Nettogläubiger mit riesigem Potential.
Nur das leidige Problem der extremen Schere zwischen Arm und Reich, lässt sich nur langsam in den Griff bekommen. Die daraus resultierende Gewaltbereitschaft vor allem in Städte, lässt ein unbeschwertes Reisen nicht zu. Ständig wird man eindringlich gewarnt, dort nicht hinzugehen, mit diesem Bus nicht zu fahren und dieses und jenes zu meiden, Wertsachen wenn unbedingt nötig in den Socken verstecken, usw.
Nun ja, in den Gegenden wo wir waren mussten wir uns zum Glück nicht zu 100% an diese Anweisungen halten und konnten eigentlich unbeschwert die Zeit genießen.

Die größte und hässlichste Stadt der südlichen Hemisphäre war der Ausgangspunkt unseres Aufenthaltes im größten Land Südamerikas.
Sogar die Brasilianer leben nach dem Motto: arbeiten in Sao Paulo - leben irgendwo anders!
Wie recht die haben...



Am zweiten Tag brachen wir gleich zur ehemalige Hauptstadt Salvador auf. Aufgrund der damals groß angelegten Verschiffung von afrikanischen Sklaven dorthin, hat sich in Salvador etwas ganz Spezielles entwickelt. Capoeira – eine Mischung aus Tanz und Kampfsport. War ja klar, dass wir gleich mal einen Einführungskurs besuchten. Puh, eine schweißtreibende Angelegenheit.

Direkt von Salvador ging es per Fähre auf die Insel Tihane zum netten Örtchen Morro de Sao Paulo. Dort sind motorisierte Fortbewegungsmittel verboten und das Haupttransportmittel sind 'Scheibtruhen'. 84 autorisierte 'Scheibtruhenfahrer' teilen sich dieses lukrative Gewerbe, welches die Einheimischen auch Transportmafia nennen.
Nichtsdestotrotz spiegelte diese paradiesische Insel nur teilweise das tatsächliche Brasilien. Dort gibt es nur Party, Strand, Sonne, Spaß, Luxus und Alkohol. Viel Alkohol.
Das Beste an unserer chilligen Pousada waren die Hängematten. Als staatlich zertifizierte Hängemattenqualitätsinspektoren verbrachten wir eine geraume Zeit mit Testreihen.
Auch ein netter Tauchgang durfte nicht fehlen, auch wenn die Unterwasserwelt nicht das zu bieten hatte, was wir im Verlauf der bisherigen Reise genießen durften.

Über Weihnachten fuhren wir in ein überschaubares Nest namens Itacare, wo wir gemütlich H's Geburtstag feierten. Falls uns unser heimatlicher Besuch nicht daran erinnert hätte, dass auch Weihnachten wäre, hätten wir es glatt bei den 35°C verschwitzt. Wenn Schneematsch, gepanschter Punsch, Vorweihnachtsstress, Zucker-Fett-gestrotzte Weihnachtskekse und ORF's alljährliches Kevin allein zu Haus nicht präsent sind, ist die besinnlichste Zeit des Jahres zwar besinnlich, aber weit von Weihnachten entfernt.
Aber es ist auch mal nett den Weihnachtsabend mit Neuseeländern, Briten, Amerikanern, Franzosen, Venezuelaner, Brasilianer und Kanadier zu verbringen. Das jährliche ohrenbetäubende, falsch gesungene Stille Nacht schenkten wir uns zum Glück ;)


Danach steuerten wir Rio de Janeiro an, wo wir auch den Jahresausklang bzw. das neue Jahr mit 2,3 Millionen anderen weiß gekleideten Verrückten feierten. Alle Achtung wie die Stadtverwaltung es bewerkstelligt hat, diese Massen innerhalb ein paar Stunden an die Copacabana zu karren. Die U-Bahn platzte zwar aus allen Nähten und es hatte eine abartig hohe Temperatur, aber wir mussten eh nur 4 Stationen mit der mobilen Dampfsauna fahren.
Erstaunlicherweise hatten wir genug Platz für unser 'Picknick' samt Decken und auch ansonsten war alles sehr zivilisiert. Der Nase nach suchten sogar alle Besucher ganz brav die mobilen Toiletten auf. Das alljährliche Feuerwerk hatte es in sich. 18 Minuten lang dauerte dieser Augenschmaus – wer das wohl bezahlte...
Weihnachten im Sommer ist wahrlich ungewohnt, aber an Silvester am Strand könnte man sich gewöhnen.

Rio de Janeiro hatte es wahrlich in sich. Wenn man mal von der (für uns nicht bemerkten) hohen Verbrechen- und Mordrate absieht, gehört sie definitiv zu den beeindruckendsten Städte unseres Planeten. Man kann hier gut und gerne Wochen damit verbringen, um die Stadt zu erobern. So hatten wir in den 6 Tagen sogar einen Hauch von Stress, um den Zuckerhut zu sehen, von der Christusstatue auf die Stadt zu blicken, den Pico da Tijuca bei Affenhitze zu besteigen oder einfach nur die coolen Stadtteile zu besichtigen.

Etwas enttäuschend war der bekannteste Strand der Welt. Irgendwie hatte man das Gefühl man befindet sich an den Lieblingsstrand der Wiener an der Adria. Nur die Menschen waren nicht so schön geschlichtet. Deswegen gingen wir zum Strand Ipanema zum 'Neujahrs-Baden'. Dort trafen wir auch alle 2,3 Millionen von der Silvesterparty wieder, denn der Strand war maßlos überfüllt.


Etwas traurig ließen wir die Stadt hinter uns und machten uns wieder auf den Weg nach Sao Paulo, um unseren Besuch zu verabschieden. Danke an Georg sen., Pezi, Georg und Doris für die coole gemeinsame Zeit in Brasilien.


Vor unseren Weiterflug nach Quito fuhren wir nochmals ein wenig in den Norden nach Parati. Dort radelten wir mit dem Bike in den nahen 'Jungle' zu einem Abenteuerpark, welcher von Mutter Natur geplant un gebaut wurde. Wie kleine Kinder schlitterten wir über natürliche Steinwasserrutschen, badeten in Wasserfällen und deren Becken und sprangen von riesigen Steinen in den Fluss.


Bis demnächst aus Ecuador!