H&M on the road ....

Montag, 2. Juli 2012

Indiens Klassiker – Agra, Varanasi und Kolkatta



Nach einer erholsam kühlen Zugfahrt in der besten Klasse, kamen wir gut gelaunt in Agra an. Mitten in der Nacht checkten wir nur einen Steinwurf vom Taj Mahal entfernt in ein nettes Hotel mit Klimaanlage ein. Wir sind ja lernfähig ;)

Da wir beschlossen hatten 2 Tage in Agra zu bleiben, gingen wir es sehr gemütlich an. Wenn man bei mehr als 40°C Außentemperatur sein klimatisiertes Zimmer verlässt, ist es wie wenn wir vergessen hätten unsere Rucksäcke abzulegen und sich zusätzlich Steine drinnen befinden. Erstaunlich war es auch, dass wir am Tag mehr als 3 Liter Wasser tranken, aber keine Toiletten benötigten.
Beim Lunch auf einem Dachterrassenrestaurant hatten wir gleich mal eine atemberaubende Aussicht auf das Taj Mahal und es sieht in Natura nochmals beeindruckender aus als auf allen Bildern. Aber wir wollten es erst nächsten Tag ganz früh am Morgen besuchen. So schlenderten wir bis zum Abend einfach ziellos durch Agra, mit vielen Pausen in schattigen oder dem einzigen klimatisierten Bewirtungsbetrieb. (= bestbesuchtes Lokal in Agra)

Am nächsten Morgen um 6:00 Uhr gingen wir schon durch die Sicherheitsschleuse Richtung Taj Mahal. Und es war unbeschreiblich. Man konnte kaum seine Augen von dem Gebäude wenden, obwohl wir noch 300m entfernt waren.
Der Taj Mahal wurde eigentlich von einem damaligen Mogulherrscher (muslimische Eroberer aus Afghanistan) für seine verstorbene Lieblingsfrau gebaut, damit dort ihr Leichnam in Frieden ruhen kann. Nach seinem Tod, wurde er ebenfalls neben ihr bestattet.
Die Baustelle dauerte von 1631 – 1653, wurde aus reinem Marmor und durch und durch symmetrisch erbaut. Seither gilt er als Ort der Liebe. Für frisch vermählte Inder ist es Tradition den Taj Mahal zu besuchen und auf der Prinzessin Diana Bank Platz zu nehmen. Die nichtvermählten H&M saßen auch auf der Bank :)


Nachdem uns der Anblick für 2 Stunden gefesselt hatte, verließen wir den Taj Mahal, um noch dem Fort Agra bei der Mittagshitze einen Besuch abzustatten. Dazu charterten wir uns einen Fahrradrikshawfahrer. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4 km/h ging es durch Agras Straßen. Links und rechts überholten uns Autos, Lkw's und Busse mit Höllentempo. Hätte das Gefährt nicht 3 Räder gehabt, wäre es unmöglich gewesen, bei dieser Geschwindigkeit das Gleichgewicht zu halten. Nach unserem Besuch des Forts, übernahm Mario das Steuer und es war erstaunlich, was man aus dem Gefährt alles rausholen konnte – bis irgendetwas an der hinteren Kettenführung kaputt ging. Ab diesem Zeitpunkt sprang die Kette nach jeder 3. Umdrehung raus. Mario hatte ein echt schlechtes Gewissen, aber der Fahrer meinte es sei kein Problem. Für Triathlons sind diese Räder eindeutig nicht geeignet ;)


Der nächste Stopp hieß Varanasi und ist der heilige Pilgerort für Hindus. An einem der Ghats (Badeplätze) am Ganges werden täglich 250 Menschen verbrannt. Dieses Schauspiel ist auf den ersten Blick etwas Makaber. Nicht immer abgedeckte Leichen werden auf Holzscheiten aufgebahrt und verbrannt. Dabei kann man von einzelnen Gliedmaßen bis ganze Körper alles sehen, während es brennt.
Hindus glauben, wenn sie in Varanasi verbrannt werden, entfliehen sie dem Rad der Reinkarnation und steigen ins Nirvana auf. Kinder, Heilige, Schwangere, Leprakranke und Blinde werden nicht verbrannt. Sie werden verhüllt mit einem Seil an einem Stein gebunden und im Ganges versenkt. Oftmals geht der Stein kaputt oder das Seil reißt und die Leichen treiben dann an der Wasseroberfläche. Während unserer morgendlichen Bootsfahrt trieb dann auch schon eine verhüllte Frauenleiche an uns vorbei.

Generell herrscht an den Badeghats ein buntes Treiben. Es wird gebadet, eingeseift, ein heiliges Bad zum Reinwaschen genommen, Wäsche gewaschen, mit Fingern die Zähne geputzt, Kühe abgekühlt und das obwohl der Ganges im Grunde eine Kloake ist! Nach europäischen Standards ist es noch unbedenklich zum Baden, wenn sich nicht mehr als 500 Kolibakterien/Liter befinden. Am Ganges in Varanasi werden bei den meisten Proben um die 1.500.000 Bakterien/Liter gemessen.

Zum Abschluss unserer Reise durch Indien stand noch Kolkatta auf dem Programm. Kolkatta war vor der Unabhängigkeit die Hauptstadt von British-India und als Zeitzeugen fungieren zahlreiche Kolonialbauten, von denen die meisten vor sich hinschimmeln.
Trotz allem war für uns diese Stadt eine der schönsten Indiens. Viel weniger Müll auf den Straßen, keine Kühe die alles voll...... und um 90% weniger Schlepper und lästige Rikshawfahrer. Es war herrlich in Ruhe durch die Stadt zu schlendern und ein paar schöne, historische Gebäude zu besichtigen. Mario ließ sogar einen indischen Frisör an seine Haare! Unglaublich welche Scheren zum Haareschneiden taugen, aber das Ergebnis war überraschenderweise ganz okay (für die €1,30) Heike traute sich dann eher doch nicht.


Bevor es zum Flughafen ging, fuhren wir noch zum Kinderheim 'Zukunft für Kinder', welches unter der Schirmherrschaft von Claudia Stöckl (Ö3 – Frühstück bei mir) steht. Dort kann man eine Patenschaft für ein Waisenkind eingehen und es bis zur Universität unterstützen. Bedarf gibt genug, denn es leben zurzeit 300 Kinder in dem schönen Heim. Eine großartige Einrichtung, denn so erhalten die Kinder neben Nahrung, Schlafplatz und guter Schulausbildung eine Chance, um etwas aus ihrem Leben zu machen. Auf alle Fälle hatten die Kinder eine große Freude über unseren Besuch und fragten gleich, ob wir nächsten Tag wieder vorbeikommen.


Während unserer Reise durch den Subkontinent taten sich viele Frage auf, auf welche wir nicht immer Antworten bekamen. Indien ist nicht nur in allen Bereichen ein Entwicklungsland (Ausnahme: Nuklearforschung und Raumfahrt), sondern es ist teilweise erschreckend wie groß der Abstand zu anderen 'ärmeren' Ländern ist. In diesem Ausmaß hatten wir es nicht erwartet. Das ganze Land ist ein einziges Provisorium. Es wird seit einigen Jahren sehr viel in Ausbildung investiert, aber es braucht mit Sicherheit noch einige Generationen bis man Fortschritte erkennen kann.

Nun ziehen wir wieder weiter und behalten Indien als schönes, vielseitiges und unglaubliches Land mit hauptsächlich sympathischen Einwohnern, die ihr Land zum dreckigsten der Erde verkommen lassen, in Erinnerung.

Ach ja, falls jemand eine Flughafen sehen möchte, der noch ohne Computerunterstützung auskommt, der sollte sich den Internationalen Flughafen der 14 Mio Einwohnerstadt Kolkatta ansehen ;)

1 Kommentar:

  1. Auch als nichtvermählte gebt ihr zwei ein tolles Paar ab :)

    PS: Und was nicht ist, kann ja noch werden ;)

    AntwortenLöschen