H&M on the road ....

Samstag, 6. April 2013

Kolumbien – Pirates of the caribbean V




Zum Abschluss unserer Reise begleiteten uns noch für 3 Wochen unsere Familie Monika, Hermann, Gitti und Walter in den Norden Kolumbiens. Und diese 3 Wochen waren vollgepackt mit Historischem, Abenteuer und Traumstrände. Aber der Reihe nach...

In Bogota wurde nicht lange Zeit verloren. Vom Flughafen ging es gleich direkt mit einem hoffnungslos überfüllten Colectivo (1. 'Kulturschock') ins Zentrum um schnell noch M's Geburtstag zu feiern, während es bald am nächsten Morgen ins nette Kolonialstädtchen Villa de Leyva ging. Neben atemberaubenden Panoramawanderungen, wunderschönen Gebäude, den größten Plaza des Landes hatte die Stadt noch etwas einzigartiges zu bieten: Bier vom Fass im 1-Liter Gebinde. Dieses Lokal im Herzen Villa de Leyvas gehörte natürlich einem Bayer.



Danach steuerten wir San Gil an. Dem Fahrstil unseres Chauffeurs nach, dürften wir uns in einem Fluchtwagen befunden haben. Nach halsbrecherischen 2 Stunden verloren wir zur Krönung in einer Rechtskurve nur unser linkes Vorderrad und dabei glücklicherweise nicht die Kontrolle über das Fahrzeug. Als wir jedoch den Ersatzreifen begutachteten, war sich keiner (inkl. Fahrer) sicher, ob wir heil im noch 15km entfernten San Gil ankommen würden. Doch wir hatten Glück und saubere Straßen die dem beschädigten 'Slick-Reifen' gut gesinnt waren.
Im Queenstown Kolumbiens konnten wir unsere Gäste zu einer feuchtfröhlichen Raftingtour überzeugen. Nach vielen skeptischen Blicken bei der Einweisung und noch mehr von diesen Blicken auf die gleich vom Start sichtbaren Stromschnellen hatten nach kürzester Zeit alle einen Mordsspaß im kühlen Nass. Dies war gleichzeitig die Feuertaufe und Probe, was man der älteren Generation alles zumuten konnte. Zu diesem Zeitpunkt wussten sie selbstverständlich noch nicht, was noch alles auf sie zukommen würde. 

Am nächsten Tag bewanderten wir den historischen Camino Real. Ein mehrere hundert Jahre (keiner weiß das so genau) alter, gepflasterter Gehweg, der die angeblich schönste Kolonialstadt Kolumbiens Barichara mit dem Kaff Guane verbindet. Mittlerweile hat man eine alternative Route gebaut, die sogar mit motorisierten Fahrzeugen benutzt werden konnte. Auf dieser ging es für uns wieder retour, denn sowohl die Hitze als auch die Dunkelheit ließen keine andere Wahl.


Nach einer Eingewöhnungsphase im Hochland ging es via Nachtbus an die Karibikküste. In Santa Marta verbrachten wir die ersten Tage an den verschiedensten, zum Teil abgeschiedenen Stränden, um uns für die kommenden 2 Tage im Nationalpark Tayrona zu stärken.

Der Nationalpark war ein besonderes Fleckchen Erde. Mehrere Stunden wanderten wir durch den Regenwald der sich von den Bergen bis zum Meer ausstreckte, damit wir völlig verschwitzt an einem der schönsten Strände Kolumbiens gelangten. Zum Glück sind die Strände im Nationalpark nicht per Auto erreichbar, jedoch gab es noch viele viele andere Verrückte, die die gleichen Strapazen auf sich nahmen. Der atemberaubende Strand war jede Mühe wert.
Wie bei Festivals in den alten Zeiten schlief man mit den Gleichgesinnten in einer unstrukturierten Zeltstadt. Nur waren früher die Zelte nicht so löchrig und die Spinnen und Mosquitos nicht so groß und gefährlich. Allerdings konnte man einst sein Zelt nicht direkt am Strand beziehen.
Die Verpflegung kam direkt aus dem nahen Gewässer und mit den gebratenen Bananen war der Fisch ein wahrer Geschmacksorgasmus.

Zurück in der Stadt nahmen wir Männer uns Zeit um gemeinsam mit einigen Kolumbianern ein Qualifikationsspiel für die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien anzusehen. Nach jedem der 5 Tore begann es ausgiebig zu schneien, allerdings wollten wir die kolumbianische Gastfreundschaft nicht komplett ausnutzen und wir blieben bei unserem Bier.



Als nächste Destination im Norden stand das ausgesprochen hübsche Cartagena auf dem Programm. Unter den Spaniern war Cartagena de Indias neben Buenos Aires die wichtigste Hafenstadt im damaligen Kolonialreich.
Sämtlicher Waren- und Sklaventransport wurde über den Hafen Cartagenas abgewickelt. Das schnelle Anwachsen der Stadtfläche und noch mehr des Reichtums, zog Piraten, Franzosen und Briten magisch an um zu Plündern. Nach anfänglichen Erfolgen der Angreifer antwortete Spanien mit dem größten je gebauten Fort in ihren Kolonien. San Felipe wurde in nur einem Jahr von hunderttausenden Sklaven errichtet und war über Jahre hinweg der Garant für die Sicherheit Cartagenas.

In und rund um Cartagena gab es so viel zu tun, dass wir unser Lager gleich für mehrere Tage mitten in der historischen Altstadt aufschlugen.
Zuerst charterten wir Boot, welches uns zu den Islas del Rosario brachte, wo beste Tauch- und Schnorchelspots auf uns warteten. Nach den 2 ausgezeichneten Tauchgängen konnten wir noch einige Zeit auf der Insel chillen, bevor es wieder Richtung Festland ging.
Am nächsten Tag wurde die Stadt mal etwas genauer unter die Lupe genommen, ehe uns ein Bus zu einem nahegelegenen Vulkan kutschierte. Für ausgiebiges ‚im-Schlamm-suhlen’ war dieser Vulkan bekannt. Glücklicherweise hatte man richtig guten Auftrieb, denn angeblich sollte das Schlammbad 2300m tief sein. Wollte man nicht die ganze Zeit bis zum Hals in der Sch.... stecken, konnte man sich nur schwimmend fortbewegen. Wenn man versehentlich angerempelt wurde, war es kaum möglich das Gleichgewicht zu halten, weil kein fester Untergrund für Stabilität sorgte.
Dreckig bis in die kleinste Körperfuge durfte man anschließend in der nahen Lagune säubern.

Mit seidenweicher Haut befanden wir uns am nächsten Morgen im Bus Richtung Bahia Blanca. Dieser kitschige Strand sollte anscheinend der schönste in der Umgebung sein. Da zu diesem Zeitpunkt mit der 4-tägigen Semana-Santa die wichtigsten Ferien des Landes waren, konnten wir nicht erwarten, dass wir einen einsamen Strand vorfinden würden. Dass jedoch ganz Kolumbien hier die Ferien verbrachten, war ebenso nicht vorhersehbar. Zwischen 3pm und 10am war es glücklicherweise beschaulich ruhig, da die meisten Badegäste nur Tagesausflügler waren. Somit mieteten wir uns kurzerhand 6 muffige Hängematten und verbrachten die Nacht am Strand. Rechtzeitig zum Sonnenaufgang marschierten wir auf dem weißen Sand Richtung blaues Wasser um den Schlafentzug auszumerzen.
Erschreckend war der Anblick hinter den Kulissen. Hier war alles zugemüllt. Möglicherweise diente die Halbinsel generell als Müllendlagerplatz, jedenfalls würde das die fehlenden Mülltonnen und Müllabfuhr erklären.

Als letzte Destination stand mit dem Nationalpark Rio Claro ein wahres Naturjuwel auf der Agenda. Eine atemberaubende Höhlendurchquerung war das unbestrittene Highlight. Über  Millionen von Jahren hat das Wasser einen phänomenalen, surrealen 500m langen Tunnel in den Marmorberg gegraben. Diesen konnten wir mit Schwimmweste, Helm und Stirnlampe bewaffnet durchwandern, -krabbeln, -rutschen, -springen und -schwimmen.
Als Unterkunft diente ein cooles Holzhaus, welches keinerlei Fenster hatte, damit man die Geräusche der Jungeltiere nachts besser hören konnte. Unser mitgebrachtes Moskitonetz kam selbstverständlich dabei zum Einsatz.

Mit der Rückfahrt Richtung Bogota begann auch das Abschied nehmen von dem Leben auf Achse. In den 365 Tagen waren wir in der glücklichen Lage, jeden einzelnen Tag nur das zu tun, auf das wir gerade Lust hatten.
Auf alle Fälle behalten wir Kolumbien als eines der coolsten Länder in Erinnerung, die wir je bereist haben. Die größte Gefahr ist nicht die Kriminalität, die FARC oder die wahnwitzigen Busfahrten, sondern das ‚Dortbleiben’ wollen.

Ein riesiges Dankeschön an Monika, Hermann, Gitti und Walter, die aus unseren letzten drei Wochen einen schönen Reiseabschluss bereiteten. Mit Mut und Ausdauer stellten sie sich sämtliche Herausforderungen und waren stets mit Humor bei der Sache.