Die positive Nachricht gleich mal vorweg: in unserem Kleinkrieg mit der australischen Jetstar Airline (sieheBlog Australien Etappe IV) haben wir triumphiert.100% Prozent unserer zusätzlichen Ausgaben wollten wir retour - nach 4 Monaten haben wir 112% bekommen! Entweder es arbeiten in diesem Unternehmen nicht die Hochbegabtesten oder sie wollten sich Ruhe erkaufen und keines Fall noch eine Mail von uns...? Offensichtlich sind sie österreichische Hartnäckigkeit nicht gewöhnt.
Zurück nach Ecuador:
Nach den sensationellen 8 Tagen auf den Galapagos Inseln genossen wir erst mal eine ruhige Nacht in Quito. Die lauten Geräusche vom Dieselmotor blieben leider aus, so gerne wären wir noch dort geblieben.
Allerdings war der nächste Programmpunkt eine würdige Alternative dazu: der Amazonasregenwald im Nordosten Ecuadors, nicht weit von der kolumbianischen Grenze. Zuerst mussten wir mit dem Nachtbus 8 Stunden über Stock und Stein in das letzte Städtchen Lago Agrio. Wie überall in Südamerika, lässt man sein Hab und Gut während einer Busfahrt in seiner direkten Nähe, damit es nicht den Besitzer wechselt. Leider haben die Ecuadorianer ziemlich lange Finger! Es wäre besser sie hätten lange Beine, denn dann hätten die Busse etwas mehr Beinfreiheit. So konnten wir 8 Stunden lang kaum die Beine bewegen, denn dort stand zusätzlich unser, mit einem Karabiner angebundener, Tagesrucksack.
Danach ging es 2 Stunden mit einem Kleinbus nochmals tiefer in den Wald und anschließend per Wasserweg in einem motorisierten Kahn für weitere 2½ Stunden komplett weg von jeglicher Zivilisation.
Erstaunlicherweise war unsere gebuchte Eco-Lodge echt bezaubernd.
Bambusbauweise, Terrasse mit Hängematte, von 18-22h Strom aus Solarpaneelen, einen hervorragenden Koch und einen 5-sprachigen Guide mit indigenen Wurzeln.
Natürlich konnten sämtliche Tiere auch bei geschlossen Türen nach belieben aus und ein gehen, kriechen, fliegen oder hüpfen, aber M hatte zumindest das Bett mit dem Moskitonetz hermetisch abgeriegelt.
Von dieser Basis machten wir unsere Erkundungstouren. Speziell bei den Fußmärschen mussten wir stets Gummistiefel tragen. Nicht nur damit wir trocken blieben bei den sumpfigen Boden, sondern zum Schutz vor den Bissen sämtlicher Urwaldkreaturen.
Nach einer, mit Taschenlampen bewaffneten, Nachtwanderung wussten wir warum!
M und Spinnen sind bekannterweise nicht per du und in dieser kurzen Wanderung konnte man meinen, alle der 65000 Spinnenarten gesehen zu haben. Vogelspinnen, Wolfspinnen, Skorpionspinnen, Bananenblattspinnen, Riesenspinnen in Netzen und noch viiiiiele mehr.
Generell sind die Tiere nachts sehr aktiv.
Unglaublich, was wir alles zu Gesicht bekamen. Insekten die so groß sind, dass sie als Hauptmahlzeit durchgehen könnten. Riesige Soldatenameisen die nachts den Palast bewachen, Skorpione und natürlich das giftigste Tier des Amazonas: Bullants (Ameisen)! Angeblich können bereits 3 dieser Biester mit den goldenen Vorderbeinen einen erwachsenen Menschen ermorden.
Tagsüber sah es hingegen sehr friedlich aus. Die Ausnahme - Moskitos.
Untertags hatten wir auch Baum- und Pflanzenkunde. Mehr ein schwüler Rundgang durch eine riesige Apotheke. Unfassbar was man da alles essen und rauchen kann, um gesund zu bleiben!
Der zweite Grund der Gummistiefel war der sumpfige Boden. Durch einen solchen mussten wir auch stapfen. Unser Guide hatte einige Tage zuvor eine Anaconda gesichtet und er wollte mit uns nachsehen, ob sie noch da war. Und ja, nachdem wir uns durch den Morast gekämpft hatten, kamen wir gerade rechtzeitig als sich der Anacondanachwuchs mit seinen zierlichen 5m in der Sonne räkelte. Nachdem wir nicht wussten wann ihre letzte Mahlzeit war, hielten wir einen dementsprechenden Respektabstand, obwohl uns unser Guide versicherte, dass Menschen nur in Filmen von diesen Schlangen gefressen werden. Leider sind diese Tiere schon ziemlich selten, da sie eine gefährliche Kindheit (Futter für Kaimane) und ein noch gefährlicheres Erwachsenenleben (Futter und Trophäe für Menschen) haben.

Eine etwas andere Art des Fischen lernten wir am nächsten Tag. Eine Schnur mit Haken befestigt auf einen Bambusstock diente als Angel. Klein geschnittenes rohes Rindfleisch als Köder. Mit diesen Utensilien sollten wir die nützlichen Piranhas fangen.Catch and Release natürlich. Im Minutentakt bissen sie an und wir konnten viele verschiedene Arten der kleinen Fische mit den wahnsinnig scharfen Zähne inspizieren. Auch hier gilt: für den Mensch im Grunde ungefährlich. Nur 3 Arten betrachten einen blutenden Menschen als Nahrung.
Am darauffolgenden Tag besuchten wir noch ein indigenes Dorf, wo wir auch auf den Dorfzauberer trafen. Dieser wird Schamane genannt. In unseren Breiten würde man halluzinierender Alkoholiker sagen, denn dieser trinkt, bevor er jemanden heilt, ein spezielles, hochprozentiges Gebräu namens Ayahuasca. Weil Ärzte und Krankenhäuser nicht gerade ums Eck sind, haben schon viele Dorfbewohner einen Schamanen ihr Leben zu verdanken.
Um sich ein paar Dollars dazu zu verdienen, gibt er auch Unterricht. So hat sich schon so mancher trinkfeste Tourist, der von seiner eigenen Spiritualität überzeugt war, 2 Wochen lang ausbilden lassen.
Danach trauten wir uns sogar zum Schwimmen in den Fluss. Da wir mittlerweile wussten, wie viele Piranhas und Kaimane sich indem Gewässer tummelten, untersuchten wir unsere Körper akribisch nach möglichen blutenden Wunden bevor wir uns in die Fluten stürzten. Zum Glück war das Wasser sehr braun, denn eigentlich möchten man eh nicht alles sehen, was sich in seiner nächsten Umgebung abspielt.
Als nächstes machten wir uns nach Latacunga auf, umeine 3-tägigen Schnitzeljagd in Angriff zu nehmen. Hierbei handelte es sich um den Quilotoa Loop. Eine Andenwanderung, die uns durch kleine Dörfer, gewaltige Schluchten, steile An- und Abstiege, Bergbauern und einen gewaltigen Kratersee führte. Alleine das ständige, atemberaubende Panorama war die Mühen, Strapazen und der Sonnenbrand wert. Speziell H war sehr tapfer, denn mit einer hartnäckige Darminfektion ist Bergwandern doppelt anstrengend.
Auf der Ladefläche des Pick-Ups, der uns zum Ausgangspunkt brachte,lernten wir noch Pia und Daniel kennen, mit denen wir kurzerhand gemeinsam die Wanderung unternahmen.
Eine 'win-win' Situation, denn wir waren froh, dass unsere komplizierte Wegbeschreibung nun von 4 enträtselt wurde und die Beiden waren froh, überhaupt eine zu haben.

Noch immer staunend über die traumhafte Bergwelt fuhren wir weiter nach Banos de Agua Santa.
Der eigentliche Magnet dieser Stadt sind die Thermalbäder.
Ich weiß, jeder denkt jetzt an Bad Blumau, Loipersdorf, Bad Ischl und wie sie alle heißen. Banos hat seinen eigenen, etwas anderen Charme. Hier gibt es am Fuße des Vulkans ein paar kleine Außenbecken, wo das Wasser (braune Brühe) täglich frisch und ungefiltert eingelassen wird, einen kleinen Umkleidebereich mit Duschen, ein Pförtnerhäuschen zum Eintritt zahlen, ein tolles Bergpanorama und die chicsten Badehauben für Frauen.
Da es bei unserem Besuch regnete, gingen die fehlenden Relaxliegen nicht wirklich ab. Ob die Flüssigkeit eine heilende Wirkung hatte, konnte uns keiner sagen, allerdings war das heiße Wasser bei dem kühlen verregneten Tag ein Hochgenuss. Zumindest für die eine Stunde.
Banos hatte zum Glück mehr zu bieten als die Badewannen. Das hübsche Städtchen ist auch ein beliebter Ort zum Mountainbiken. Die 20km lange Strecke vom Hochland in den Amazonas, auch Ruta de las Cascadas (Strecke der Wasserfälle) genannt, war unser Ziel. Die ganze Strecke ging bergab und führte an mehreren Wasserfällen vorbei. Unten angekommen warteten schon Chauffeure mit ihren Pick-Ups um die Radler wieder hinauf nach Banos zu kutschieren.Genau wie vom Radverleih empfohlen sollte man nun den für Ecuador kolossalen Preis bezahlen, denn bergauf radeln nur Verrückte. Wir investierten dann die gesparten Dollars in frisch gepressten Ananassaft (H) und Brahma (M).