H&M on the road ....

Dienstag, 18. September 2012

Down Under – Etappe 4: Adelaide to Melbourne



Nach den knapp 3 Wochen im Outback fühlte sich das Stadtleben in Adelaide wieder etwas stressig an, obwohl diese Millionenstadt an Gemütlichkeit wohl kaum zu überbieten ist.
Adelaide ist das australische Mekka für Festivals, Kunst, Weinliebhaber und der Top-Gastronomie.
Aus diesem Grunde blieben wir für 3 Tage und eroberten die Stadt mit unseren Gratisleihrädern.
Die saftigen Strafzettel von der Ostküste hatten sich in Heikes Gedächnis gebrannt und immer wenn sie etwas von möglichen Strafen hörte, hielt sie uns zu 100% an das Gesetz. So kam es auch, dass wir mit ganz entzückenden Fahrradhelmen durch die Innenstadt kurvten.
Es gab ganz schön viel zu tun in der Stadt. Wir hätten noch einige Tage anhängen können aber wir wollten nochmals in einen National Park zum Wandern.
Nach dem Aufenthalt reihten wir Adelaide ganz weit vorne in unser persönliches Städteranking.



Der Grampians National Park war echt einzigartig. Mehrere Bergketten, dazwischen Seen, Flüsse und Wälder machten dies zum El Dorado von Wanderern. So bestiegen wir gleich 3 Berge. In dem riesigen National Park fanden wir einsame, sensationelle Plätze mit grandioser Weitsicht für unser Nachtquartier im Campingmobil. So bekamen wir bereits während des Frühstücks Appetit auf das Wandern.















Als wir den Grampians hinter uns ließen ging es schnurstracks an die Küste. Nun wartete der letzte Highlight unseres Australienaufenthaltes. Die Great Ocean Road.
Diese Straße ist eine der berühmtesten Australiens und führt vorbei an erstklassigen Stränden, Regenwälder, verschlafene Orte am Meer und toller Landschaft. Als Sahnehäubchen sind dann noch die bizarren Felsformationen die das Südpolarmeer, Wind und Wetter an der Küste geformt hat. Die bekanntesten der Felsen sind die Sau mit ihren Ferkel. Mittlerweile hat man sie auf 12 Apostel umbenannt. Soll angeblich besser klingen und dadurch mehr Touristen anlocken ;).
Es war derart kitschig, dass man eigentlich jeden halben Kilometer stehen bleiben könnte.
Wir hielten zwar nicht in dieser Häufigkeit, aber die Gegend und die verschlafenen Nester ließen uns 3 Tage für die 250km brauchen.

Abends erreichten wir Geelong, eine nette 200.000 Einwohnerstadt. Mit routinierten Blick hatten wir schon unseren Nachtstellplatz entdeckt. Einen ruhiger, abgelegener Parkplatz in einem zentrumsnahen Park. Der Park und der idyllische Fluss ließ einem Glauben, man sei irgendwo auf dem Land.
Etwas mulmig machte uns die Information auf dem Schild, dass auf der verschlossenen Parktoilette angebracht war: Sperre Tatort – die Polizei von Viktoria. Trotz allem schliefen wir tief und fest und wachten erst nach 8 Uhr auf. Als wir während des Zähneputzens die Vorhänge öffneten, trauten wir unseren Augen nicht was wir da sahen. Viele Menschen mit Sportbekleidung und Startnummern auf der Brust, eine digitale Zeitanzeige neben unseren Campingmobil. Plötzlich begriffen wir, dass wir im Start-Zielbereich eines Laufbewerbes campierten. Das Frühstück wurde verschoben. Blitzschnell packten wir zusammen und verließen geraden noch rechtzeitig vor dem Startschuss das Areal. Obwohl die Einwohner Australiens die Amerikaner als dickste Bevölkerung ablöste, war es erstaunlich wie viele Teilnehmer sich bei den Sportveranstaltungen immer einfanden.


Nach 11.000km (oder AUD 1.700.- Benzin) schloss sich der Kreis und wir fuhren wieder durch die Stadttore Melbournes. Somit waren wir beinahe am Ende unseres Australienaufenthaltes.
Mit gemischten Gefühlen begaben wir uns zum Flughafen. Wehmut und die Vorfreude auf Neuseeland hielten sich die Waage.

Doch am Flughafen kam uns noch etwas dazwischen, was auch von 'Verstehen-Sie-Spaß' nicht besser arrangiert hätte werden können. Mal Vorweg: gelacht haben wir nicht!

Countdown 60:00 Minuten:
60 Minuten vor dem Schließen des Check-in waren wir bereits am Schalter. Es ging alles seinen gewohnten Gang. Da man in Neuseeland nur mit einem vorhandenen Ausreiseticket einreisen darf, zeigten wir unseren Weiterflug. Dieser war soweit auch in Ordnung, doch der Flug Auckland nach Buenos Aires hatte einen 12-stündigen Zwischenstopp in Sydney. Und da lag der Hund begraben. Zu diesem Zeitpunkt sollte angeblich unser 3-monatiges Australienvisum bereits 4 Tage ausgelaufen sein. Aber wir haben nie ein 3-monatiges gehabt, sondern eines für 12 Monate. Wie jeder andere europäische Tourist auch. Das wollte uns die Dame und mittlerweile ihr dazugestoßener Supervisior von JetStar aber nicht glauben. Sie meinten, wir müssen den Flug, auf 5 Tage früher, umbuchen.

Countdown 35:00 Minuten:
Am Virginschalter für die gewünschte sinnlose Umbuchung, saßen zwei Damen, die auf Valium oder Baldrian sein mussten, so langsam wie die arbeiteten. Zumindest hat man in solchen Situationen immer diesen Eindruck.

Countdown 15:00 Minuten:
Eine der Damen packte plötzlich zusammen. Auf unsere Frage ob sie kurz für uns Zeit hätte, weil wir etwas in Bedrängnis waren, meinte sie, ihr wurde soeben befohlen auf Pause zu gehen. Ganz nach dem Motto 'während-der-Arbeitszeit-Gehirn-aus', ging sie in ihre wohlverdiente Pause. Kundenservice stand in großen Lettern über dem Schalter!?

Countdown 7:00 Minuten:
Die andere Dame war sehr kompetent und plötzlich sehr schnell.

Countdown 4:00 Minuten:
Das Umbuchen und der Zahlungsvorgang hatte geklappt wir mussten nur noch auf den Ausdruck warten. H wartete, M lief gleich mal zurück zum Check-in um die Prozedur neu zu starten

Countdown 01:00 Minute:
Der Drucker streikte und M konnte die Dame am Check-in noch etwas vertrösten

Countdown -01:00 Minute:
H erreichte nun mit dem Ausdruck den Schalter, doch die Dame meinte plötzlich Check-in closed!!

Trotz unseres heftigen Widerstands war daran nicht mehr zu rütteln. Uns blieb nichts anderes übrig als mit einer saftigen Gebühr auf nächsten Tag umzubuchen und eines der sauteuren Flughafenhotels aufzusuchen.

In unserem „luxuriösen“ Hotelzimmer checkten wir nochmals unser OnlineVisa. Und siehe da – es ist bis Februar 2013 gültig.
Nun warten wir gespannt, ob uns alle angefallenen Kosten rückerstatten werden....

Neuseeland, wir kommen!

FAZIT:
Australien hatte uns wirklich extrem gut gefallen und wäre definitiv ein Land zum Leben. Auch die kostspieligen Ausnahmen ('Einwegauto' und 'Flughafenskandal') konnten dieses nicht trüben!

Samstag, 8. September 2012

Down Under – Etappe 3: Cairns to Adelaide

Outback bedeutet in Australien Unterschiedliches - Wüsten, Savannen, tropische Sumpfgebiete. Eines verbindet aber alle Regionen: unbekannte Weiten, in denen der menschliche Einfluss endet und die Wildnis die Kontrolle übernimmt...

 








Im australischen Outback gibt es unendlich viel nichts. Wer der Meinung ist, dass sich so mancher Mühlviertler Orte am Arsch derWelt befindet, sollte das Outback besuchen. So viele Ärsche der Welt gibt es nirgendwo sonst.

Outback war der Ort, wo es ein sorgfältiges Wasser- und Benzinmanagement bedurfte; wo es tagsüber sehr heiß und nachts saukalt war; und wo aus Egon Fritz wurde! Aber der Reihe nach.



Nachdem wir den küstennahen Regenwald (hier leben Baumkängurus) hinter uns gelassen hatten, tauchten wir in die australische Savanne ein. Zuerst waren noch einige größere Orte, die wir kreuzten, doch nach ca. 300km Entfernung zur Küste wurden die Orte immer weniger, immer kleiner und immer ausgestorbener und die Gegend immer mehr.
Beispielsweise Croydon: Hier leben keine 100 Menschen und der Nachbarort ist 250km entfernt. Wir sahen keinen einzigen Einwohner. Der Polizist war in seinem Homeoffice. Ja, das Polizeirevier war in seinem Einfamilienwohnhaus untergebracht. Ob der auch sein Verlies im Keller hat?
Was macht man in so einem Ort? Und vor allem – wie um alles in der Welt werden die mehr, ohne dass sie die mormonische Technik anwenden?!

Auf alle Fälle ist das Outback sehr riesig. Wir fuhren 3 Tage bzw. 1500km und die Umgebung veränderte sich kaum. Manchmal begegneten wir keine 10 anderen Fahrzeuge am Tag oder mussten wegen 5 Kurven lenken. Teilweise gingen die Straßen auf einen Fahrstreifen zusammen und auf beiden Seiten befand sich eine rote Erdpiste, die man beim Ausweichen der wenigen Fahrzeuge nehmen musste. Interessant waren auch die Kreuzungen, wo unbefestigte Straßen weggingen. Manchmal deutete die Straßenschilder auf eine Länge dieser Piste von 300km hin.
Die meisten Fahrzeuge, die uns entgegen kamen, waren Road Trains. Diese Lkw's, mit 3 oder 4 Anhänger und einer Gesamtlänge von bis zu 53,5 Meter, sind auch verantwortlich für die Unmengen an Leichen in unterschiedlichsten Verwesungsstadien auf und neben den Straßen. Kängurus, Rinder, Katzen, Vögel, Schafe, Schlangen, Autos,...
Natürlich bekamen wir diese Tiere auch lebendig zu sehen.
Würde ich jemanden loswerden wollen, wüsste ich wo.

Aber: so unglaublich eigenwillig diese Gegend ist, so einzigartig faszinierend ist sie auch.
Die unendliche Weite der australischen Savanne, kein Anzeichen jeglicher Zivilisation.
Die erste Nacht (am Straßenrand) war etwas unheimlich. Bis auf einige Tierschreie war es komplett still. Das einzige Auto das an diesem Abend vorbei fuhr, hörten wir bereits 5 Minuten bevor wir es sahen! Hin und wieder kamen wir an Seen vorbei, wo wir Sport oder Yoga machten, oder uns manchmal kurz abkühlten. Sehr kurz, denn es herrschte immer Krokogefahr. Unsere Bekleidung setzten wir dabei niemals einer Gefahr aus.

Es gibt einige Situationen im Leben, die man sich auf keinen Fall wünscht. Hierzu gehört definitiv eine Autopanne mitten im nirgendwo. Wir hatten sogar 3. Wobei der platte Reifen schnell gewechselt und in der nächsten Stadt Mt. Isa (220km Entfernung) wieder geflickt wurde.

Die kaputte Wasserpumpe 180 km vor Alice Springs und 300 km nach Tennant Creek war schon etwas brenzliger. Da standen wir in der Mittagshitze bei 35°C, umgeben von Millionen Fliegen am Stuart Highway und warteten. Mit dem extra fürs Outback gekaufte Wertkartenhandy hatten wir erwartungsgemäß keinen Empfang.
Zu unserem Glück ist die australische Bevölkerung die Hilfsbereiteste der Erde. Zuerst wurden wir von einem älteren Ehepaar
zum nächstgelegen Roadhouse Aileron abgeschleppt, wo wir die folgenden zwei Tage verbrachten. Das selbe Paar hatte uns angeboten, Egon und uns zwei nach Alice Spring in eine Werkstatt abzuschleppen. Somit ersparten wir uns die kolossalen Abschleppkosten dorthin. Ich war von soviel Hilfsbereitschaft erstaunt.

Die 2 Tage in der Wüste (Nachts 5°C / Tagsüber 40°C) vergingen wie im Flug und wir erreichten Alice Springs und deren Mechaniker mit großer Freude. Diese sollte uns aber bald vergehen. Sämtliche Werkstätten hatten eine Wartezeit von über einer Woche, nur in einer hatten sie sofort Zeit für unseren Egon. Jetzt war guter Rat teuer! Eine Woche warten oder Egon in die Hände von unseren speziellen Freunden, den Indern geben. Nachdem Zeit etwas Mangelware war, nahmen wir das Risiko in Kauf und vertrauten mit mulmigen Gefühl den 2 indischen Mechaniker.
Dieses Vertrauen kostete viel Zeit, noch mehr Geld und unendlich viele Nerven.


Die Wüstenstadt Alice Springs war zwar ein überaus nettes Städtchen, hatte aber eine beängstigende Anziehungskraft.
Nach der ersten Reparatur (Wasserpumpe) schafften wir es bis zum Stadtende, ehe der Kühler wieder rauchte. Nach der zweiten Reparatur (Thermostat) qualmte nach 100km (und mal wieder mitten im nirgendwo) nicht nur der Kühler, sondern auch der Motor. Dieses Mal hatten wir keine lange Wartezeit bis uns jemand (mit Satellitentelefon) zu Hilfe kam.
Die Zylinderkopfdichtung und der Kühlradiator waren nun die Übeltäter. Diese Diagnose war gleichzeitig die Bestätigung des Todes von Egon.

Dies war der Startschuss zu einem geschäftigen Tag:
- Mit den Indern wurde über Gewährleistung (dieses Wort existiert im indischen Wortschatz nicht) gestritten
- Angebote von Campervermieter wurden eingeholt, verhandelt und bei Britz abgeschlossen.
- Autohändlern und Ersatzteilfirmen wurde Egon per Telefon angeboten und sogar verkauft (eher verschleudert)
- Egon wurden bei Behörde und Versicherung abgemeldet, um noch aliquot ein paar Dollar zurück zu bekommen.
- Eine Beschwerde über die Inderwerkstatt wurde an den australischen Konsumentenschutz gemailt (auch wenn es aus Zeitgründen nichts hilft)

Insgesamt verbrachten wir 4 ungeplante Nächte im zentrumsnahen, kuscheligen Hinterhof der Werkstatt und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Frachtenbahnhof. Mittlerweile könnten wir in Alice Springs als Fremdenführer arbeiten, so gut lernten wir die Stadt inkl. Umgebung kennen.


Doch 'the show must go on' und die Reise ging weiter. Mit unserem neuen, luxuriösen Campingmobil (Fritz ließ uns Egon schnell vergessen) fuhren wir wieder bestens gelaunt mit über 100 km/h Richtung AyersRock (Uluru), KataTjuta und Kings Canyon.


Noch vor Sonnenuntergang erreichten wir den mystischen Uluru (3,6km lang – 1,9km breit – 348m hoch – 9,4km Umfang – rundherum nichts). Obwohl es sich eigentlich nur um einen Berg handelt, war der Anblick und die sich je nach Sonneneinstrahlung verändernde Farbe umwerfend. Wir waren bei weitem nicht allein dort. Als würde es sich um eine Sonnenfinsternis oder einen Raketenstart handeln, pilgerten hunderte Menschen bewaffnet mit Campingstühlen und Bier/Wein zu den umliegenden Parkplätzen um dieses Schauspiel live mitzuverfolgen.


Am nächsten Morgen fuhren wir noch vor Sonnenaufgang zu den Kata Tjutas um ein wenig zu Wandern. Von dieser faszinierenden Gruppe von 36 kuppelförmigen Riesenfelsen (durch Sand und Schlamm zusammengepresste rote Kiesel und Steine) die eng beisammen stehen, waren wir fast noch beeindruckter als von ihren prominenten Nachbarn.

Den absoluten Highlight im Herzen Australiens bewanderten wir am nächsten Tag. Der Kings Canyon war wirklich derart atemberaubend, dass wir gleich die lange Runde gingen. Dort konnte man mehrmals in die tiefen Schluchten blicken. Nichts für Schwindelanfällige.

Nach 2 Tagesreisen durch die Wüste kamen wir in Coober Pedy an. Diese Stadt ist bekannt für den Opalabbau (90% des Weltabbaus), den Höhlenmenschen die in ihren unterirdischen Wohnungen (anstatt Klimaanlagen) hausen und für einige Movies (Mad Max oder Pitch Black). Viele der Filmrequisiten wurden in der Stadt vergessen und stehen in so manchen Vorgärten.
Alles in allem ist diese Stadt alles andere als 'wohnlich', aber vielleicht deshalb so originell. Eine der unterirdischen Kirchen statteten wir einen Besuch ab, ehe wir die baumlose, staubige Einöde wieder verließen und in Richtung Warooma weiterfuhren. Hier hat das australische (und britische) Verteidigungsministerium ihren Wüstenspielplatz zum Raketen, früher sogar Nuklearwaffen, testen.

Bevor wir wieder Küste und Zivilisation um uns hatten, ging es nochmals für 2 Tage in die Flinders Ranges zum Wandern und Bergsteigen. Vom höchsten Punkt dieser endlosen Gegend, den St. Mary Peak hatten wir einen grandiosen 360° Panoramablick unter anderem auf das 'tote Herz Australiens' (riesige ausgetrocknete Seen, die sich nur in der Regenzeit füllen), die Wüste, auf die übrige Bergkulisse und auf den Wilpena Pound (heilige Stätte der lokalen Aborigines und nachweislich kein Meteoritenkrater).

Somit beginnt die letzte Etappe in Down Under.
Adelaide nach Melbourne via Great Ocean Road