H&M on the road ....

Samstag, 21. Juli 2012

Thailand - Back in Civilization


Thailands Hardfacts:
Einwohner: 20.Platz (69 Mio.)
Größe: 49. Platz
BIP: 31. Platz
BIP/Kopf: 91.Platz
Alphabetisierungsrate: 96%
Lebenserwartung: 73,6 Jahre
Regierungsform: konstitutionelle Monarchie mit einem parlamentarischen System
Religion: Buddhismus (beinahe 100%)
Sprache: Thai
Nachbarländer: Kambodscha, Laos, Myanmar (Burma) und Malaysien (einziger Nachbar ohne Grenzstreitigkeiten)
Nationalsport: Thaiboxen
Rekorde: der teuerste Hund der Erde lebt hier (€40.000.-), längster Kuss der Welt (vollbracht von 2 Männern)


Reisen kann so einfach sein! (verglichen mit Indien)

a) Zugtickets 10min vor der Abfahrt kaufen - nicht 10 Tage vorher
b) vielseitiges Angebot im Supermarkt – anstatt Kioske mit 30 verschiedene Artikel
c) hilfsbereite Thais ohne Hintergedanke – anstatt Schlepper
d) auf ebenen Gehsteigen die Umgebung wahrnehmen – anstatt Hürdenparcours durch Fäkalien
e) einfaches orientieren in kleinen Dörfer – anstatt indische Stadtlabyrinthe
f) saubere Toiletten inkl. Klopapier – anstatt Löcher im Boden
g) anonymes Bewegen außerhalb der Herberge – anstatt 'hello my friend....'
h) faire Preise – anstatt als wandelnder Geldschein betrachtet zu werden
i) zivilisierter Verkehr ohne hupen – anstatt wahnsinnige jeder-gegen-jeden Rennen
j) Busse, von denen man weiß, wo sie hinfahren – anstatt Fahrten ins Ungewisse


In Bangkok angekommen dachten wir, so musste sich der Garten Eden anfühlen. Nach 5 Wochen Indien, würde es sich wahrscheinlich überall perfekt anfühlen.
Alles war sauber und man konnte mal wieder ohne eigenen Hüttenschlafsack nächtigen. Einfach in Supermärkte ums Eck Frühstück kaufen gehen ohne um den Preis feilschen zu müssen und sogar noch eine vielseitige Auswahl zu haben.
Eigentlich unglaublich wie genügsam wir Menschen sein können, wenn das Angebot nicht vorhanden ist. 'Was man nicht sieht, will man nicht'!


Nach kurzem Aufenthalt in Bangkok, mit Besuch beim Schneider für Maßanzüge und Hemden/Blusen, ging es mit dem Zug in den Norden nach Ayuthaya. Ayuthaya ist in Thailand eine der wichtigsten historischen Städte. Die einstige Hauptstadt des Siams (früherer Name Thailands/alle die das Brettspiel Risiko kennen, kennen Siam ;)) war ab dem 14 Jahrhundert für über 400 Jahre lang das Zentrum des Königreiches Siams. In der netten Kleinstadt wimmelte es nur von Tempel- und Palastruinen, die man toll per Fahrrad erkunden konnte. Spätestens ab 19 Uhr musste man ein trockenes Plätzchen gefunden haben, denn ab diesem Zeitpunkt öffnete täglich der Himmel für mehrere Stunden seine Schleusen. Was hier vom Himmel fiel hatte nichts mehr mit Regen zu tun.


Nach 2 Tagen Aufenthalt ging es ab in den Süden. Dabei verweilten wir nur 24 Stunden im öden Phretchaburi bevor wir weiterfuhren nach Hua Hin. Hua Hin ist das Wochenendmekka der Bangkoker und erinnert ein wenig an eine spanische Partyinsel. Auf alle Fälle sahen wir in den 2 Tagen mehr Touristen als in den vorangegangenen 3 Monaten zusammen ;)


Von dort machten wir uns schnurstracks auf den Weg nach Koh Tao zur Tauchschule Crystal Diving. Neben der 7-tägigen Ausbildung zum Advanced Open Diver blieb noch etwas Zeit zum Relaxen auf den Postkartenstränden der Insel übrig.
Ab den Zeitpunkt wo wir erfuhren, dass man für den Grundkurs einen schriftlichen Test erfolgreich absolvieren musste, war Heike nicht mehr zu Halten. Innerhalb 24 Stunden konnte sie die 80 Seiten auswendig. Nur zum Essen legte sie das Buch zur Seite, ließ es aber nicht aus den Augen. Aber es hat sich gelohnt – H absolvierte den Test mit 98%, M schaffte ihn (sehr zum Ärger von H ;)) mit 100%. (war eh Teamwork)

Die Tauchgänge waren extrem surreal, wie wenn man in ein Aquarium eintauchen würde. Es war so schön still und die Korallenriffs mit den unzähligen bunten Fischen (Rochen, Moränen, Barracudas, Schildkröten, Nemos, Bannerfisch, etc...) ließen die 45 min wie im Flug vergehen.
Im Zuge der Advanced absolvierten wir die Schwerpunkte zum Wracktauchen, Nachttauchen (sehr beeindruckend, denn die meisten Tiere sind nachts wach), Tieftauchen (40m) und Navigationstauchen. Aber eigentlich kann man sich eh nicht verirren, man muss ja nur auftauchen.

Am letzten Tag versuchten wir die Insel mit einem geliehenen Scooter zu erkunden. Teilweise waren die Straßen dermaßen steil, dass die 125 ccm nicht ausreichten und der Beifahrer ein Stückchen zu Fuß gehen musste. Bei 35°C war das sehr schweißtreibend. Zum Glück war immer die selbe Person Beifahrer ;)

So kamen wir an außergewöhnliche und manchmal einsame Plätze zum Verweilen und Schwimmen. Während all unserer Tauchgänge hatten wir es mit friedfertigen Meeresbewohnern zu tun. Jedoch beim gemütlichen Schwimmen attackierten uns 2 Triggerfische. Zum Glück haben diese Fische (sehen aus wie eine bunte Frisbee mit 30cm Durchmesser) nur 4 stumpfe Zähne in ihrem großen Maul und können dadurch nur ganz leicht zwicken. Aber erschrocken hatten sie sowohl M als auch H. M , weil er die Fische durch seine Schwimmbrille plötzlich aus dem Nichts blitzschnell auftauchen sah und H, weil M nur 'Sch....' rief während sie etwas an ihren Oberschenkeln spürte. Das Schwimmen zurück ans Ufer war für M etwas beschwerlich, da H stets versuchte auf M zu schwimmen.
Grundsätzlich verteidigen sich Fische nur, wenn man a) sie bei der Paarung stört, oder b) in ihr Revier eindringt, während das Ergebnis der Paarung sich in diesem befindet.

Nach einer Woche auf der kleinen (klaustrophobischen) Insel waren wir trotzdem froh, wieder weiterzuziehen.

Nach einer beengenden Fahrt auf einem Nachtschiff setzten wir frühmorgens unsere Füße wieder aufs Festland. Wir teilten uns das Schiff mit anderen 148 Personen. Jeder Passagier hatte eine Matratze und einen Polster. Die Matratzen hatten asiatische Masse (ca.170x40) und die Polster waren so weich wie Steine. So lagen wir 9 Stunden wie die Sardinen in der Büchse, aber es war lustig. Wenn sich einer bewegte wurden 4 andere wach. Trotz dieses Massenkuschelns benötigte H als einziger Passagier eine Decke gegen die Kälte (28°C)

Im National Park Khao Sok, der Jungle dort ist einer der ältesten der Erde, bezogen wir für drei Tage ein Baumhaus mit Terrasse und eigenen Freiluftbadezimmer. So mussten wir zwar beim Duschen das Terrain mit Fröschen teilen, konnten dafür aber den Sternenhimmel bestaunen.
Die Hängematte auf der Terrasse wurde zu unserem Objekt der Begierde. Bemerkenswert waren auch die Wände, die aussahen wie ein Rattanmöbel. Der Vorteil daran war, das uns die Sonne durch die Wände wecken konnte. Zum Schlafen mussten wir uns unter ein riesiges Mosquitonetz verkriechen. Nachdem wir aber neben Mosquitos auch Riesenspinnen als Haustiere hatten, lies uns dieses dafür gut und ruhig schlafen.

Im Nationalpark selbst machten wir einen 2-Tagestrip um tiefer in den Jungle einzudringen.
Nach einer Fahrt mit einem Longboat, hatten wir noch Zeit ein bisschen im dortigen See zu schwimmen und die nähere Umgebung mit einem Kajak zu erforschen. Unser Schlafplatz waren kleine Hütten, die auf dem See trieben. Wir schliefen ausgezeichnet.

Am nächsten Morgen ging es zu Fuß durch den dichten Urwald. Noch dichter als der Urwald, war die Bevölkerungsdichte der Blutegel. Alle paar Meter mussten wir unsere Beine inspizieren, ob wir noch nicht angezapft wurden. Die sicherste Stelle war der Fluss, den wir mehrmals knietief durchwaten mussten. Anschließend kamen wir an Höhlen vorbei, die kommunistische Studenten von 1974 – 1982 als Versteck nutzten. Nach den 8 Jahren waren sie alle von den Blutegeln aufgefressen worden! Nein, so war es natürlich nicht - nach der Flutung eines Teiles des Nationalparkes durch den Bau eines Staudammes, war auch ihr Versteck nutzlos.

Derzeit verbringen wir die letzten Tage in Thailand (Phuket und nochmals Bangkok) im vollsten Luxus. Danke nochmals an Pezi, Alex, Doris und Georg, dass wir direkt von unserem geräumigen Hotelzimmer ins Pool hüpfen können und die Poolbar nur 4 Schwimmzüge von unserer Terrasse entfernt ist.

Unglaublich – den Betrag den sie hier für eine Nacht hinblättern mussten, war der selbe den wir in den 11 Tagen Ayutthaya + Pretchaburi + Hua Hin + ½ Koh Tao berappen mussten.
Dafür hatten wir ein Bett das so groß war, wie 8 Plätze auf dem Flüchtlingsschiff und wie in den vergangenen 3 Monaten die Wetterfee auf unserer Seite :)
Bis Bald in Australien

Montag, 2. Juli 2012

Indiens Klassiker – Agra, Varanasi und Kolkatta



Nach einer erholsam kühlen Zugfahrt in der besten Klasse, kamen wir gut gelaunt in Agra an. Mitten in der Nacht checkten wir nur einen Steinwurf vom Taj Mahal entfernt in ein nettes Hotel mit Klimaanlage ein. Wir sind ja lernfähig ;)

Da wir beschlossen hatten 2 Tage in Agra zu bleiben, gingen wir es sehr gemütlich an. Wenn man bei mehr als 40°C Außentemperatur sein klimatisiertes Zimmer verlässt, ist es wie wenn wir vergessen hätten unsere Rucksäcke abzulegen und sich zusätzlich Steine drinnen befinden. Erstaunlich war es auch, dass wir am Tag mehr als 3 Liter Wasser tranken, aber keine Toiletten benötigten.
Beim Lunch auf einem Dachterrassenrestaurant hatten wir gleich mal eine atemberaubende Aussicht auf das Taj Mahal und es sieht in Natura nochmals beeindruckender aus als auf allen Bildern. Aber wir wollten es erst nächsten Tag ganz früh am Morgen besuchen. So schlenderten wir bis zum Abend einfach ziellos durch Agra, mit vielen Pausen in schattigen oder dem einzigen klimatisierten Bewirtungsbetrieb. (= bestbesuchtes Lokal in Agra)

Am nächsten Morgen um 6:00 Uhr gingen wir schon durch die Sicherheitsschleuse Richtung Taj Mahal. Und es war unbeschreiblich. Man konnte kaum seine Augen von dem Gebäude wenden, obwohl wir noch 300m entfernt waren.
Der Taj Mahal wurde eigentlich von einem damaligen Mogulherrscher (muslimische Eroberer aus Afghanistan) für seine verstorbene Lieblingsfrau gebaut, damit dort ihr Leichnam in Frieden ruhen kann. Nach seinem Tod, wurde er ebenfalls neben ihr bestattet.
Die Baustelle dauerte von 1631 – 1653, wurde aus reinem Marmor und durch und durch symmetrisch erbaut. Seither gilt er als Ort der Liebe. Für frisch vermählte Inder ist es Tradition den Taj Mahal zu besuchen und auf der Prinzessin Diana Bank Platz zu nehmen. Die nichtvermählten H&M saßen auch auf der Bank :)


Nachdem uns der Anblick für 2 Stunden gefesselt hatte, verließen wir den Taj Mahal, um noch dem Fort Agra bei der Mittagshitze einen Besuch abzustatten. Dazu charterten wir uns einen Fahrradrikshawfahrer. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4 km/h ging es durch Agras Straßen. Links und rechts überholten uns Autos, Lkw's und Busse mit Höllentempo. Hätte das Gefährt nicht 3 Räder gehabt, wäre es unmöglich gewesen, bei dieser Geschwindigkeit das Gleichgewicht zu halten. Nach unserem Besuch des Forts, übernahm Mario das Steuer und es war erstaunlich, was man aus dem Gefährt alles rausholen konnte – bis irgendetwas an der hinteren Kettenführung kaputt ging. Ab diesem Zeitpunkt sprang die Kette nach jeder 3. Umdrehung raus. Mario hatte ein echt schlechtes Gewissen, aber der Fahrer meinte es sei kein Problem. Für Triathlons sind diese Räder eindeutig nicht geeignet ;)


Der nächste Stopp hieß Varanasi und ist der heilige Pilgerort für Hindus. An einem der Ghats (Badeplätze) am Ganges werden täglich 250 Menschen verbrannt. Dieses Schauspiel ist auf den ersten Blick etwas Makaber. Nicht immer abgedeckte Leichen werden auf Holzscheiten aufgebahrt und verbrannt. Dabei kann man von einzelnen Gliedmaßen bis ganze Körper alles sehen, während es brennt.
Hindus glauben, wenn sie in Varanasi verbrannt werden, entfliehen sie dem Rad der Reinkarnation und steigen ins Nirvana auf. Kinder, Heilige, Schwangere, Leprakranke und Blinde werden nicht verbrannt. Sie werden verhüllt mit einem Seil an einem Stein gebunden und im Ganges versenkt. Oftmals geht der Stein kaputt oder das Seil reißt und die Leichen treiben dann an der Wasseroberfläche. Während unserer morgendlichen Bootsfahrt trieb dann auch schon eine verhüllte Frauenleiche an uns vorbei.

Generell herrscht an den Badeghats ein buntes Treiben. Es wird gebadet, eingeseift, ein heiliges Bad zum Reinwaschen genommen, Wäsche gewaschen, mit Fingern die Zähne geputzt, Kühe abgekühlt und das obwohl der Ganges im Grunde eine Kloake ist! Nach europäischen Standards ist es noch unbedenklich zum Baden, wenn sich nicht mehr als 500 Kolibakterien/Liter befinden. Am Ganges in Varanasi werden bei den meisten Proben um die 1.500.000 Bakterien/Liter gemessen.

Zum Abschluss unserer Reise durch Indien stand noch Kolkatta auf dem Programm. Kolkatta war vor der Unabhängigkeit die Hauptstadt von British-India und als Zeitzeugen fungieren zahlreiche Kolonialbauten, von denen die meisten vor sich hinschimmeln.
Trotz allem war für uns diese Stadt eine der schönsten Indiens. Viel weniger Müll auf den Straßen, keine Kühe die alles voll...... und um 90% weniger Schlepper und lästige Rikshawfahrer. Es war herrlich in Ruhe durch die Stadt zu schlendern und ein paar schöne, historische Gebäude zu besichtigen. Mario ließ sogar einen indischen Frisör an seine Haare! Unglaublich welche Scheren zum Haareschneiden taugen, aber das Ergebnis war überraschenderweise ganz okay (für die €1,30) Heike traute sich dann eher doch nicht.


Bevor es zum Flughafen ging, fuhren wir noch zum Kinderheim 'Zukunft für Kinder', welches unter der Schirmherrschaft von Claudia Stöckl (Ö3 – Frühstück bei mir) steht. Dort kann man eine Patenschaft für ein Waisenkind eingehen und es bis zur Universität unterstützen. Bedarf gibt genug, denn es leben zurzeit 300 Kinder in dem schönen Heim. Eine großartige Einrichtung, denn so erhalten die Kinder neben Nahrung, Schlafplatz und guter Schulausbildung eine Chance, um etwas aus ihrem Leben zu machen. Auf alle Fälle hatten die Kinder eine große Freude über unseren Besuch und fragten gleich, ob wir nächsten Tag wieder vorbeikommen.


Während unserer Reise durch den Subkontinent taten sich viele Frage auf, auf welche wir nicht immer Antworten bekamen. Indien ist nicht nur in allen Bereichen ein Entwicklungsland (Ausnahme: Nuklearforschung und Raumfahrt), sondern es ist teilweise erschreckend wie groß der Abstand zu anderen 'ärmeren' Ländern ist. In diesem Ausmaß hatten wir es nicht erwartet. Das ganze Land ist ein einziges Provisorium. Es wird seit einigen Jahren sehr viel in Ausbildung investiert, aber es braucht mit Sicherheit noch einige Generationen bis man Fortschritte erkennen kann.

Nun ziehen wir wieder weiter und behalten Indien als schönes, vielseitiges und unglaubliches Land mit hauptsächlich sympathischen Einwohnern, die ihr Land zum dreckigsten der Erde verkommen lassen, in Erinnerung.

Ach ja, falls jemand eine Flughafen sehen möchte, der noch ohne Computerunterstützung auskommt, der sollte sich den Internationalen Flughafen der 14 Mio Einwohnerstadt Kolkatta ansehen ;)